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Flüchtlingskatastrophe: helfen, egal warum (keine Bilder von toten Kindern)
Die Welt ist geschockt. Das Foto der an den Strand gespülten Leiche des 3-jährigen syrischen Jungen hat der anonymen humanitären Katastrophe ein Gesicht, einen Namen gegeben. Ich selbst habe ein paar Tage zuvor in meiner facebook-roll mehrere Fotos, ebenfalls von ertrunkenen Kindern gesehen. Wie das so ist, gefragt hat mich T.K. aus meiner Freundesliste nicht, ob ich es sehen will. Zwischen Cartoons, witzigen Anmerkungen zu alltäglichen und Event-Einladungen tauchten sie plötzlich auf und bevor mir überhaupt klar war, was ich da sehe, hatten mich die Bilder schon mit ihrer vollen Schockwirkung erfasst.
Ich war eigentlich immer sauer über fb-Freunde, die Schockbilder gepostet haben, sei es im Falle der Massentierhaltung, aber auch bei Nonsens wie z.B. Bild-PlugIns, die das Profilfoto ver-zombi-sieren. Facebook ist ein großes Boulevard-Magazin, an dem alle mitschreiben und ich habe viele der politisch ach so aktiven Sesselrevolutionäre gehasst für ihr verlogenes Treiben, das sich die denkbar ungeeignetste Plattform für die Weltrevolution gesucht hatte. Du fängst ja auch nicht mitten in einem Smalltalk an, Tod und Elend zu schildern. Aber facebook scheint für jeden etwas anderes zu sein und für manche ist es wohl ein mittel zur Revolution vom heimischen Monitor aus.
Diese Leute, da bin ich immer noch derselben Meinung, tun selten mehr als bequem auf ihrer Maus rumzuklicken und setzen um der Wirkung willen auch drastische Mittel ein: als ginge es darum, andere möglichst schnell und effektiv zum Auskotzen ihres Morgenkaffees zu bringen, ekelhafte Bilder postend, Tränen und Betroffenheit erwähnend.
Und nun hatte mich dieses Bild erreicht und die 2 Sekunden, die ich gebraucht habe, um es wegzurollen, waren zu lang. Das Bild hat sich mir eingebrannt, so wie der ganzen Welt. Die ist nun aufgerüttelt, das Bild ist Thema Nr. 1 in den Medien und natürlich schafft es die Blöd-Zeitung, das Niveau der Vermarktung auch hier noch zu senken. Als wären wir diesbezüglich nicht schon am Marianengraben angelangt. Nein, jetzt liefert dieses Mistblatt Nachschub, indem es über den Vater, die Familie berichtet. Alles natürlich aus hehren Zielen. Ich scheisse auf die Pressefreiheit und wische mir den Arsch mit dieser Zeitung ab.
Die Vermarktung des Leids bleibt der Community im Netz nicht unverborgen. Schnell wird diskutiert, inwiefern die Würde des kleinen Jungen verletzt wird, wenn man Fotos seiner Leiche ansieht oder gar verbreitet. Nicht wenige erheben sich über die Heulsusen, die so ergriffen dann doch nicht waren, als das es sie davon abgehalten hätte, möglichst theatralisch und nicht minder narzißtisch über ihre Betroffenheit zu reden, auf facy, damits auch jeder mitkriegt.
Und während all das passiert, bemerke ich: wir sind schon wieder nur mit uns selbst beschäftigt. Anstatt zu helfen, verbringt ein Teil unserer Gesellschaft seine Zeit damit, in Sensationsgier zu baden, der andere heuchelt Betroffenheit, ohne viel gegen dieses Elend zu tun und wieder ein anderer Teil verdammt eben diese Heuchler. Egal, auf welcher Seite man sich befindet, da geht es eigentlich nur um uns selbst.
Ich habe mich gefragt, wie scheissegal es einem Flüchtling ist, ob wir aus Mitleid, Selbstbeweihräucherung oder Kredibilität helfen, solange wir helfen. Wenn mit etwas Geld eine Unterkunft und Verpflegung für einen Flüchtling finanziert werden kann, ist es diesem letztlich scheissegal, ob der Spender es getan hat, um sein schlechtes Gewissen zu beruhigen, seine Freunde auf facebook zu beeindrucken oder gar aus Versehen: Hauptsache, was zu essen und ein Dach über dem Kopf.
Ich war sauer auf T.K., dass er diese schrecklichen Bilder gepostet hat. Aber sie haben letztlich das Grauen nicht erzeugt. Sie haben es uns nur vor Augen geführt.
Und dennoch: ich ertrage es nicht und will es nicht sehen. Ich will mich aber auch nicht mit den Befindlichkeiten dieser Gesellschaft auseinandersetzen – also ob uns das Bild betroffen macht, ob es okay ist, wenn es das tut, ob es okay ist, das okay zu finden usw.
Stattdessen lege ich jedem ans Herz, etwas Geld zu spenden. Ich bin mir ziemlich sicher: das ist okay. Mag sein, dass es die historisch bedingten Probleme der 3. Welt nicht löst – jahrhundertelange Ausbeutung wird nicht mal eben so ausgeglichen.
Mag sein, dass wir damit nur unser Gewissen beruhigen wollen.
Mag sein, dass wir glauben, bessere Menschen dadurch zu werden, obwohl wir mit jedem billigen Produkt made in 3. Welt eben dieses Elend verursachen.
Mag sein, dass der eine oder andere davon erzählt oder es auf facebook postet.
Es ist egal. Hauptsache, wir tun etwas, weil es Leid vermindert.
Linksammlung Spenden für Flüchtlinge auf heute.de
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Kita-Streik: Sind 10% Tariferhöhung zu viel?
taz: Müssen sich ErzieherInnen und SozialpädagogInnen auf ein Ergebnis einstellen, das weit unter ihren Erwartungen bleibt?
Thomas Böhle, Verhandlungsführer der kommunalen Arbeitgeber: Dem Ganzen wäre sicher mehr gedient gewesen, wenn man mit etwas realistischeren Forderungen herangegangen wäre.
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Das mag ja so rein faktisch betrachtet zutreffen. Nur: wer hat den den Kita-Bereich so dermassen aufgeblasen, dass Tariferhöhungen sich so exorbitant auswirken? Waren das ErzieherInnen und SozialpädagogInnen?
780 000 Plätze sollten bis 2013 her. Das hat Frau von der Leyen einfach mal so in den Raum gestellt, damals 2006. Damals haben ErzieherInnen und SozPädInnen sich gewundert und teilweise gewarnt – wie soll das gehen? Wie soll man das bezahlen? Wo sollen all die Fachkräfte herkommen, um all diese Kinder zu betreuen, wenn man die Plätze überhaupt schaffen kann (was ja bekanntlich nicht gelungen ist)? Tja, so gehts: man rekrutiert Schlecker-Frauen und Langzeitarbeitslose. Man lässt PhysiotherapeutInnen nach einem Crash-Course von 25 Tagen als ErzieherInnen zu. Oder irgendwen als Tagesmutter. Und wozu kindgerechte Räumlichkeiten? Ein Baucontainer tuts doch auch! Ach so, und dann kann man in der „Praxisintegrierten Ausbildung“ (PIA) ab dem zweiten Jahr als Fachkraft angerechnet werden, zu 40 %. Man stelle sich das mal vor, im zweiten Ausbildungsjahr gilt man fast als Halbtageskraft… kurz: man schraubt die Qualität runter, auch beim Personal. Und siehe da: kurzfristig schaffte man tatsächlich ganz viele Kita-Plätze. Billich, billich.
Nee, Herr Böhle oder bzw. ja:
Die kommunalen Arbeitgeber werden 10 % mehr Gehalt nicht bezahlen können, insofern sprengt die Forderung die Grenzen des Machbaren allein aufgrund ihrer schieren Größe. Aber wer hat denn eigentlich den ganzen Bereich so aufgeblasen? Bis zum Geht-nicht-mehr hat man hunderttausende neuer Plätze geschaffen, ohne sich zu fragen, wie die Kinder dann eigentlich betreut werden sollen. Man hat alles und jeden zum Erzieher gemacht und nun stellen die Tarifforderungen, so wie alle anderen Arbeitnehmer auch. Das ist nicht unrealistisch, Herr Böhle, das ist normal. Unrealistisch sind 780 000 Kita-Plätze mit qualifiziertem Personal. Und das haben die ErzieherInnen nicht verbockt. Falsche Adresse.
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Borna: Mörder
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Wovon träumen Lehrer nachts?
Da haben wirs mal wieder:
die Jugend von heute ist total daneben. Weil: die Handschrift wird immer schlimmer. Das will eine Studie des Schreibmotorik-Instituts herausgefunden haben. Mich wundert das kaum, denn befragt wurden ausschliesslich Lehrer und diese waren überwiegend der Meinung, dass die Handschrift hierzulande den Bach runtergeht.
Ich hätte dem Institut diese Information für einen Bruchteil des Geldes geben können, denn wie alle anderen Ex-Schüler weiss ich: Lehrer sehen seit Jahrhunderten den Verfall der Gesellschaft an ihren Schützlingen. Sie bewerten, selektieren, bestrafen sie, von wenigen Ausnahmen einmal abgesehen. Da frage ich mich, warum sie dann Lehrer werden, wenn sie die Empfänger ihrer Dienstleistung verachten?
Ach so, natürlich wird noch ein Experte befragt: Josef Kraus, Vorsitzender der deutschen Lehrerverbandes, sieht die Gründe natürlich in der Familie. Dort solle man „Kritzeln, Malen, Kneten, Basteln“, um das Schreiben schon mal vorzubereiten. Selbst, wenn dadurch tatsächlich etwas getan werden könnte, dann frage ich, warum ausgerechnet durch die Familie?
Ach ja, klar: weil man dann auf den großen Unbekannten eindreschen kann. In „Familien“ müsse mehr gemacht werden. Weder ist klar, wer gemeint ist, noch, wie man den Arbeitsauftrag kontrollieren könnte, aber man kann seinem Unmut freien Lauf lassen.
Und zu allem Überfluss wird Lehrer Kraus am Ende dann noch als Pädagoge betitelt. Also es gibt Pädagogen, Sozialpädagogen, Therapeuten, Sozialarbeiter usw., aber der Schulmeister ist für heute.de ein Pädagoge. Manchmal kann man nur noch verzweifeln. Aber wenigstens verstehe ich jetzt wenigstens, wieso genau so ein Schulmeister (Bernhard Bueb) es mit einer „Streitschrift“ an die Spitze der Bestseller-Liste geschafft hat.
Wenn dauernd nach mehr instituionalisierter Bildung gerufen wird, kann nicht gleichzeitig nach mehr Arbeit in der Familie gerufen werden. Eltern sollen nach Arbeit, Haushalt, Hausaufgabenbetreuung, Erziehung und Pflege auch noch Knet-Aufträge aus der Schule bewerkstelligen? Ich dachte immer, die Schüler pennen in der Schule, aber offensichtlich sind es die Lehrer, die träumen.
Abschliessend noch das da, direkt aus dem Artikel auf heute.de:
[Update 11.30 Uhr:]
Stunden danach ist der Fehler immer noch nicht verbessert. Ist ja auch egal, eigentlich kümmerts mich nicht. Sieht halt nur seltsam aus, wenn die Jugend von heute in schlechtem Deutsch schlechtgeredet wird.
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Zahlen zum Angebot von Kita-Plätzen werden beschönigend kommentiert
[Update 25.07.2014]:
heute.de zitiert eine Studie, nach der unter Idealbedingungen, also bei einem Betreuungsverhälnis von 1 : 3 (ErzieherIn : Kinder) 120.000 ErzieherInnen fehlen. Frau von der Leyen stellte sich vor Jahren hin und phantasierte die Zahl von 780.000 Kita-Plätzen vor der Presse – eine Zahl, die bis heute noch nicht erreicht ist (vgl. Beitrag unten); ein ganzes Jahr nach der selbstgesetzten Frist. Schlimmer noch: selbst, wenn man all diese Plätze hätte, sie brächten niemandem was, denn Kinder müssen ja noch betreut werden. Wenn möglich, von pädagogisch geschultem Personal. Höre ich jemanden verwundert „Von wem denn sonst?“ fragen? Tja, ich selbst sah in einer Kindergartengruppe 2 Physiotherapeutinnen arbeiten. Sie mögen ja ganz nett gewesen sein, aber Pädagoginnen waren es eben nicht, und das hat man auch im Umgang mit den Kindern gemerkt. Schlechter Träger? Nein, nicht wirklich. Die Träger haben oft gar keine andere Wahl. Aus Sicht der Eltern mag es so aussehen, als gäbe es zu wenig Kita-Plätze. Aus Sicht von Erzieherinnen gibt es ein Überangebot an Stellen. Dementsprechend schwierig ist es für Träger, Fachpersonal zu bekommen und dann wird eben eingestellt, was irgendwie was mit Menschen zu tun hat, und wenns ein Physiotherapeut ist.
[Update Ende]
Immerhin: heute.de lässt sich von den Euphemismen der Politik nicht beeinflussen. Schon die Überschrift dieses Artikels bringt es auf den Punkt: „Kita-Plätze reichen nicht“ bzw. „Nachholbedarf bei Kita-Ausbau“. Das war letztes Jahr noch anders. Rückblick: brav wurde in der Presse wiederholt, was das Bundesministerium von sich gab. Wörtlich sagte Familienministerin Schröder:
1. „Deutschland hat bei dem Thema Kinderbetreuung lange anderen Ländern hinterher gehinkt, aber nun in einem echten Kraftakt ganz enorm zugelegt“ und
2. „Denn das Thema endet nicht mit dem Bedarf, sondern auch die Qualität muss weiter gesteigert werden“.
Frage: liest sich das wie „wir können die Nachfrage an Kita-Plätzen nicht befriedigen“? Antwort: nein. Hier wurde verschleiert, dass weiter Kita-Plätze fehlen, und nicht wenige. Folgende aktuelle Grafik verdeutlicht dies:
Ein Jahr Verzug und immer noch 118000 Plätze zu wenig. Von welchem „Kraftakt“ sprach Familienministerium Schröder seinerzeit? (Quelle: heute.de 17.07.2014)
Zu diesen Zahlen gibt es einiges zu sagen. Ich fasse meinen Artikel letzten Jahres kurz zusammen: in die Zahl der Plätze wurden auch solche gezählt, für die lediglich eine Betriebsgenehmigung bestanden hat, die in Wirklichkeit aber noch gar nicht existent waren. Weiter wurden Qualitätsstandards gesenkt – Stichwort Kita Marke „Baucontainer“. Zudem wurden Einbußen bei der Qualität des Personals gemacht. Man nahm einfach jeden, und selbst dann gab es noch Erziehermangel. Also versuchte man, Erzieher aus ehemaligen Schlecker-Beschäftigten und Langzeitarbeitslosen zu rekrutieren. Ausserdem wurden Plätze bei Tagesmüttern als Kita-Plätze gezählt. Um Tagesmutter zu werden, bedarf es keinerlei pädagogischer Ausbildung. Es mag gute, es mag schlechte Tagesmütter geben; ein pädagogischer Standard ist bei ihnen nicht zu erwarten. Zuletzt wurden Mittel für freie Horte gestrichen, um die Träger so zu zwingen, diese dicht zu machen. Ergebnis: frei werdende Raum- und Personalressourcen für…? Richtig, für die Schaffung von Vorschul-Kita-Plätzen. Dabei wurde den Trägern keine Wahl gelassen, wie dieses Infoblatt des Gemeinderats der Stadt Stuttgart im Dezember beweist:
Aber Frau Schröder stellte sich hin und verkaufte den Ausbau der Kitas als Erfolgsstory. Ganz klar, warum. Der Rechtsanspruch war ab August 2013 wirksam, die Bundestagswahl war im 6 Wochen später angesetzt, im September. Man hatte versagt und das hätte Stimmen kosten können. Also wurde alles getan, um diese Zahl irgendwie in die Nähe des selbst gesetzten Ziels zu strecken, und noch nicht einmal das gelang.
Ich bin enttäuscht. Nicht vom Ministerium, denn anderes hatte ich nicht mehr erwartet. Ich bin enttäuscht von der Wählerschaft. Und damit meine ich nicht deren Kreuzchen an der vermeintlich falschen Stelle. Jeder soll wählen, was er will und die wollten eben überwiegend die CDU.
Nein, ich hätte mir gewünscht, dass mehr Aufhebens gemacht wird um diese Zahl, die so nackt überhaupt nicht stehengelassen werden darf. Zu viel Beigeschmack trübt den Eindruck, den die nackte Zahl vermittelt, und seien wir ehrlich: selbst die nackte Zahl ist eine Schande, denn 662 000 statt 780 000 Plätze, die man im Vorjahr mal erreicht haben wollte – da wurde schlicht und ergreifen nicht geliefert. Stattdessen war die Empörung gering im Vergleich zu der Forderung nach mehr Kita-Plätzen. So schlimm scheint der Mangel an Plätzen offensichtlich ja nicht zu sein, wenn diese Zahlen so gleichgültig dahingenommen werden.
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Geheimes Protokoll von Merkel-Obama-Telefonat veröffentlicht!
(Dieses Foto ist kein Fake: Obama hat tatsächlich ein Telefon in der Hand. Quelle: heute.de vom 16.07.2014)
O: Ja, hi, Du. Hier Obama.
(Pause)
M: Ja, heeeey, ha ha, der O-ba-maaa! … na, alles klar? (Pause) …lange nicht gehört, Mensch!
O: Äh, ha ha, höm höm, hüstel… also ich hatte hier technische Probleme mit der Leitung und…
M: Technische Probleme? Wie technische Probleme? Hat das was mit dem Knistern in der Leitung zu tun?
O: (verwundert) Knistern? KNIIISTERN? Wie? Was für ein Knistern? Also hier bei mir ist alles in Ordnung.
M: Aber Du hattest doch von Problemen gesprochen!
O: Naja, also … hüstel… mal was anderes. Wie findstn die weltpolitische Lage so?
M: Die weltpolitische Lage?
O: Ja, also Nahost, Ukraine, Nord Korea und all das Zeug, Du weisst schon. Die weltpolitische Lage eben. Unser Job.
M: (Pause) …jaaa, äh … das ist ja wieder ganz schön … äh … weltpolitisch, ne?
O: Ja, äh, wie findstn das jetzt?
M: Hallo? Hallo? Ich kann Dich nicht mehr verstehen… bist Du im Tunnel? Hallo?
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Wir sind wieder wer…
Also klar, Frau Merkel war im Stadion. Herr Gauck auch.
Aber näher kommen sie einander nicht, die Politik und der Fußball, auch, wenn das bereits in der Vergangenheit so fleißig hergeredet werden wollte. Da konnte die Gleichzeitigkeit der Ereignisse noch so … gleichzeitig sein, letztlich hatte die „Auferstehung“ des deutschen Volkes 1954 nichts mit dem Titel seinerzeit zu tun. Und auch der Titel von Rom und die deutsche Einheit 1990 hatten nicht mehr als das Fallen bzw. Vorhandensein von Mauern gemeinsam.
Dennoch funktioniert sie, die Fusion zwischen berechtigter Begeisterung über guten Fußball, nationaler Mythologisierung und politischer Zweckentfremdung. Und ich habe die Befürchtung, dass wir davon in nächster Zeit mehr als genug bekommen werden.
1954: „Fußballwunder“ und „Wirtschaftswunder“, „Wir sind wieder wer“ – Fußball ist bisweilen mehr als nur Fußball.
Empfang der deutschen Mannschaft am Frankfurter Römer 1990? Ach nee, der Typ im Vordergrund ist zu dick: „Deutschland einig Fußball-Land“ und Helmut Kohl auf dem Höhepunkt.
Heute schreibt „Le Parisien„: „Deutschland ist nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht, sondern auch in Sachen Fußball eine Supermacht.“
Aha. Dann sind wir ja nur noch einen Schritt vom Stein der Weisen entfernt. Alles, was Deutschland anfasst, wird zu Gold. Weil, wer nicht nur wirtschaftlich, sondern auch im Fußball Erfolge vorzuweisen hat, muß ein Geheimrezept haben, eine Art Weltformel, die eigentlich auf alles anwendbar ist, sei es Politik oder Fußball und vielleicht auch gegen AIDS.
Es weiß zwar keiner, welche Art Formel das sein könnte, aber trotzdem sucht man nach ihr.
Täte man es nicht, müßte man schliesslich die Dinge getrennt, versachlicht betrachten. So zum Beispiel in der Politik: Deutschland steht wirtschaftlich gut da, weil die Agenda 2010 radikal war. Nicht wenige halten sie schlicht für unmenschlich. Fehlerfreiheit wird ihr jedenfalls von niemandem attestiert. Oder eben im Fußball: diese Mannschaft hat zwar Brasilien 1:7 geschlagen, gegen Ghana und Algerien jedoch durchaus so ihre Probleme gehabt.
Aber wer will sowas schon hören im Moment des Triumphes?
Ich verrate jetzt mal ein Geheimnis: mich interessieren beide genannten Spiele auch nicht mehr sonderlich. Das war ein (durchaus gekonnter) Arbeitssieg bzw. Unentschieden und ich kenne keinen Weltmeister, der je ohne solche Spiele ausgekommen wäre. Aber heute (15.07.2014) lese ich bereits Folgendes auf Facebook:
Vorangegangen war der sog. „Gaucho-Marsch„. Von dem kann man halten, was man will, mich erschreckt vor allem aber die völlige Ergebenheit mancher Fans, die nicht in der Lage sind, auch nur einen Funken Kritik zuzulassen. Es ist also nicht möglich, zu sagen: gut gespielt, verdient gewonnen und ein wenig danebengegriffen im Taumel des Erfolgs. Nee, nicht mal das. Nichts, gar nichts darf auszusetzen sein an diesen Helden, denn sie werden nun kanonisiert und haben genauso wie Heilige grenzenlose Verehrung verdient.
Nun gut, im Fußball darf man noch über den einen oder anderen Stolperstein hinwegsehen, in der Politik nicht. Da kann nicht allein die Bilanz ausschlaggebend sein, da müssen auch die sog. „Störfeuer“ (um mal Weltmeister Lahm zu zitieren) begutachtet werden.
Herr Mertesacker durfte nach dem Algerien-Spiel auch mal dichtmachen und so tun, als sei er als Fan und nicht als gut bezahlter Leistungsträger nach Schwächen gefragt worden. Die Politik darf das aber nicht.
Und deswegen nervt mich dieses dümmliche Parallelen-Ziehen zwischen Erfolg A und Erfolg B. Beides steht für sich alleine und bereits für sich alleine besehen wird oft genug nach der Parole verfahren: „Winners are not judged“.
Wenn man aber beides miteinander vermischt, dann entsteht ein gefährlicher Mix, aufbauend auf unklaren Annahmen und oberflächlichen Halbwahrheiten. Und daraus entsteht dann irgendwann ein Mythos: die unbesiegbaren Deutschen, die in jedem Fall erfolgreiche Bundesregierung, Geheimwaffe Agenda 2010 blablabla. Das führt dann selbst im Ausland zu so Sprüchen, wie sie der Spiegel aus der englischen Presse zitiert hat: „Irgendwas machen die Deutschen richtig“.
Bravo, glänzende Analyse. Darauf lässt sich prima aufbauen. Fragt sich nur, was. Aber egal, Hauptsache man macht „irgendwas“ (was?) wie die Deutschen. Und das waren Stimmen aus dem Ausland, wohlbemerkt. Stimmen aus Paris und London, wo das Kopieren des deutschen Weges irgendwo gaaanz hinten in der Prioritätenliste steht. Aus Deutschland dürfte es demnächst noch eine Schippe deutscher Weg mehr sein.
Also: diese Mannschaft hat den Titel hochverdient gewonnen, ich habe mich sehr gefreut und alle Spiele genossen. Ja, auch die Spiele gegen Ghana und Algerien, denn eine gute Mannschaft kann das in schwierigen Spielen notwendige Mindestniveau abrufen und dazu waren die Deutschen immer in der Lage.
Aber: die gewichtige Rolle Deutschlands in Europa, manche sprechen von einer Führungsrolle, hat nichts mit dem deutschen Fußball zu tun. Auch nicht umgekehrt. Deutschland hat die WM nicht etwa aufgrund „deutscher Tugenden“ gewonnen. Auch nicht aufgrund einer deutschen Mentalität oder ähnlichem. Was soll denn das sein, eine „deutsche Tugend“? Kriegt man das als Deutscher in die Wiege gelegt? Fragen wir lieber nicht Mesut Özil, Sami Khedira oder den besonders im Finale überragend gut spielenden Jerome Boateng, was sie von der Vererbung charakterlicher Eigenschaften halten. Vermutlich so wenig wie ich. Deshalb mein Rat:
Genießt diesen völlig verdienten Titel und feiert die deutsche Mannschaft, aber wenn Ihr feiert, übertreibt es nicht mit dem Selbst-Feiern. Gewonnen und schön gespielt, das haben letztlich die 23 Leute des WM-Kaders vom DFB, nicht das deutsche Volk oder personifizierte „deutsche Tugenden“. Lasst die Finger von der Mythologisierung „deutscher Eigenschaften“. Glaubt nicht, dass das nun ein weiterer Schritt in Richtung Weltmacht aufgrund Vorbestimmung (um nicht zu sagen „Vorsehung“) ist. Das ist Firlefanz, der inetwa so seriös ist wie das Horoskop. Und wer das eben doch nicht lassen kann, muss dazu dann aber auch zu jener Publikation greifen, die alle drei von einander getrennten Bereiche Politik, Sport und Horoskop gerne mal auf einer Seite unterbringt, neben dem Oben-ohne-Foto der Swinger-interessierten vollbusigen Friseurin auf Seite 3: die BILD-Zeitung.
Dazu die Warnung nach dem Finale ´54 von, man höre und staune, der CDU/CSU (Quelle: bpb.de):
„So warnte der Deutschland-Uniondienst der CDU/CSU bereits am Montag nach dem Endspiel davor, „nach dem Fußballerfolg in Bern von einem „deutschen Fußballwunder“ zu sprechen“. Der große sportliche Erfolg dürfe nicht in nationale Phrasen gehüllt und das Geschehen in der Schweiz so kommentiert werden, als habe das deutsche Volk neun Jahre nach dem Zusammenbruch wieder zu „siegen“ verstanden.“
Recht hatte sie mal, die CDU.
UPDATE: die Gaucho-„Diskussion“ entwickelt sich weiter…
Es ist einfach nicht zu vermeiden. Aus irgendeinem Grund findet sich dieser fb-Nutzer nun von der sog. „Nazi-Keule“ erschlagen. Obwohl die niemand herausgeholt hat (abgesehen davon, dass es sie gar nicht gibt…). Manche Leute wollen den Fußball einfach politisieren. Weil sie die Deutschtümelei brauchen – wobei dieses Foto da oben mehr ist als nur das.
Ich hingegen schaue mir jetzt das fantastische Götze-Tor noch mal an. Ganz ohne Hintergedanken.
[Update 2]:
Pressestimmen aus dem In- und Ausland zum „Gaucho-Dance“.
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NSA-Affäre: Win / Win / Win / Win für das System
Win für Merkel:
Herr Pofalla verbot uns das Maul, als wir Fragen bzgl. unserer Ausspähung durch die NSA stellten. Nun, da seine Chefin Merkel selbst ausgespäht wird, folgt nicht etwa eine Entschuldigung, das Einräumen von Fehlern, nein: sie empört sich, reisst genau jenes Maul auf, das uns durch ihren Knecht Pofalla verboten worden ist. Ausgespäht zu werden, das schafft Nähe, das stiftet Identifikation. „Ich bin eine von Euch“, höre ich Angie sagen.
Win für Google:
der Konzern ist „aufgebracht darüber, wie weit die Regierung scheinbar gegangen ist, um Daten aus unseren privaten Glasfaser-Netzwerken abzugreifen“ – dabei sind SIE es, die Daten sammeln und per Zwangs-Verbindung von Googlemail-/Youtube-/Google+-Accounts eine weitgehende Anonymität im Netz verhindern.
Win für die Presse:
sie schreibt über alles und besonders gerne über den neuen Skandal. Dass die Presse als verlängerter Arm der Politik ständig über die drohende Gefahr des Terrorismus berichtet (wie oft wurden schon „große Anschläge“ aufgrund von „geheimen Informationen aus sicherer Quelle“ angeblich „verhindert“?) und damit erst eine breite Akzeptanz von Geheimdiensten schafft, kümmert keinen mehr, denn die NSA, die uns ausspäht, scheint ja eine andere NSA zu sein als jene, die von der Presse eifrig promoted wird.
Hauptsache, der Mensch konsumiert die journalistische Diarrhoe.
Win für die Opposition:
Sie wird sich jetzt ganz arg darüber aufregen, dass ja wohl niemand mehr in diesem Land vor Spionage sicher ist. Dabei gibt es nicht eine Partei, die nicht in irgendeiner Form staatliche Schnüffelei betrieben hat. Sei es als Lauschangriff, sei es zu anderen Zeiten in anderen politischen Systemen.
Win für Obama:
er kann sich jetzt als starker Mann profilieren, der aufräumt. Dazu muss er nur behaupten, nichts von alldem gewusst zu haben und das dumme Volk wird es ihm – zumindest überwiegend – glauben.
Win für die NSA:
solange so etwas wie die NSA nicht abgeschafft wird, gibt es keine wirkliche „Strafe“ für sie. Schlimmstenfalls werden ein paar Köpfe rollen, aber durch Neustrukturierung und Qualitätssicherung wird sie strahlender über uns wachen als je zuvor.
Hach, dabei wäre es so einfach. Einfach die Regierung abwählen. Aber bei so enorm viiielen Arbeitsplätzen (bei denen die prekären Arbeitsverhältnisse mitgezählt werden…) MUSS man sie doch lieben, unsere Winner. Wer sind eigentlich die Loser? Tja, wer wohl?
Ich will zwei Dinge. Erstens: ich will meine Häme, meine Abscheu, meine Schadenfreude über jene ausschütten, die dieser Regierung dazu verholfen haben, im Amt zu bleiben. Ihr regt Euch über die NSA-Affäre auf? HALTET. EINFACH. DEN. RAND.
Und ich will Wahrheit. Einfach nur etwas Wahrheit will ich.
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