Kinder müssen lernen

Selten schaue ich fern. Heute habe ich dann doch mal den Fernseher eingeschaltet und eine Sendung auf ZDFinfo geschaut: 37 – nur das Beste für mein Kind.

Nicht gerade neu, aber trotzdem immer wieder beängstigend, wie sehr Menschen sich von ihrem reinen Bauchgefühl verabschieden können. Da kutschieren Leute ihre 3-jährigen Kinder zu 3 oder mehr Terminen (täglich), anstatt sie einfach mal zu fragen, was sie gerne machen möchten. Sowas hat man doch als Eltern im Bauch, oder nicht?
Diese Leute machen das nicht, weil sie ihre Kinder loshaben wollen, wohlbemerkt. So leicht will ich die nicht in die „böse-Eltern“-Ecke stellen. Sie meinen, ihrem Kind etwas Gutes damit tun zu müssen. Viel hilft ja bekanntermaßen viel und warum sollen Kinder neben Geigen- Tennis und Schwimmunterricht nicht auch noch zweisprachige Kinderschulen besuchen, wo sie nebenbei zusätzlich asiatische Schriftzeichen lernen?

Nein, das war kein undifferenzierter Bericht im ZDF. Die Kunst-Tante redet viel von assoziativem Malen, der Transformation des inneren Selbst in ein bildliches Selbst und demnach sehen die Bilder auch erfrischend unschulisch aus. Man sieht ihnen den Spaß an, mit dem die Farben verteilt, vermischt und verkleckst worden sind.

Den Eltern dürfte das egal sein. Vermutlich werden sie denken, es könne nicht schaden, wenn die Kinder früh genug mit „abstrakter Malerei“ in Berührung kommen. Es muß für alles eine Schublade geben.

Jedenfalls bin ich mir sicher, daß die Kinder hier alles andere als Geige, sportlichen Ehrgeiz oder Sprachkultur erwerben. Vielmehr lernen sie, gleich mehreren Autoritätspersonen gegenüber in die Kultur eingeführt zu werden. Daß das mal mehr, mal weniger autoritär geschieht, dürfte kaum ins Gewicht fallen. Das Gefühl die Beziehung zu einem Erwachsenen vollständig geprägt von rationaler Wissensvermittlung

und das unter ständigem Zeitdruck

zu erleben, prägt nicht nur die grundlegende Einstellung zu Erwachsenen selbst, sondern auch das Selbstbild.

Mal ganz abgesehen davon, daß bei einem derartigen Terminplan kaum noch Zeit für Bedürfnisse bleibt und die Neben-, Sub- oder wie man sie immer auch nennen mag -kultur nicht begreifbar gemacht wird. Was bringt einem Unterricht chinesischer Schriftzeichen, wenn man auf dem Weg zu diesem Termin bereits über zig Werbungen, zig Modestile, zig Comichefte an Kiosken und zig Kinder in anderen Situationen stolpert, die einem aber keiner erklärt – einfach nur deshalb, weil scheinbar keine Zeit dafür ist?

Wären es eine Handvoll armer Kinder irgendwelcher Karrieristen, die selbst nichts anderes kennen und deshalb auch nichts anderes vermitteln können, wären das Einzelschicksale, wenn auch schlimme.
Das Dumme ist nur, daß durch die falschen Schlüsse einer sowieso schon umstrittenen Studie (PISA) das Wort von der Bildung durch die Bundesrepublik geistert und unter Bildung vor allem schulische Bildung verstanden wird. Diese soll nicht etwa in Zielen, Inhalten und Methoden umgestaltet werden – sie soll einfach härter und schneller sein und vor allem früher anfangen. Am besten bereits im Krippenalter. Damit wir wieder wettbewerbsfähig werden.

Man könnte so etwas wichtiges wie Bildung ja mal vom ethisch-philosophischen Standpunkt aus angehen. Sich mal fragen, was, warum und wie wir Kindern etwas mitgeben wollen. Was es bedeutet, wenn wir einerseits aus Schulen hören, daß dort „keine Disziplin mehr“ herrscht und die einzige Antwort der Ruf nach noch mehr Disziplin ist. Und ruhig auch mal in Frage stellen, ob das Ziel, der berufliche Erfolg, alles im Leben ist.
Wenn wir nur unser eigenes Funktionieren im Blick haben und Kinder da irgendwie so hin- und durch die Schule durchschleifen, ist es doch völlig klar, daß die da irgendwann mal aussteigen, oder?

Kinder müssen nicht lernen müssen.

Sie lernen ganz von alleine.

Bildung für die Gebildeten!

tagesschau.de: FDP-Vize Pieper fordert Gutscheine statt Kindergeld.

Wie paßt dieses Zitat

„Piepers Vorschlag zufolge könnten diese Gutscheine unter anderem in Kitas und Kindertagesstätten sowie in Musik- und Sportvereinen eingelöst werden.“.

zu diesem:

„Es ist für Eltern vorgesehen, die Kinder unter drei Jahren zu Hause betreuen und keine Plätze in Kindertagesstätten in Anspruch nehmen.“

???

Mal ganz abgesehen davon: diese Gedanke wurde auf kommunlaer Ebene schon mehrfach aufgenommen. Resultat: gerade bildungsferne Familien nehmen die Gutscheine nicht in Anspruch, im Gegenteil. Nutznießer waren jene Vertreter der Mittel- bzw Oberschicht, die ihrem Kind neben Musikunterricht, Ponyreiten und Klettern noch ein weiteres Stückchen „Bildung“ angedeiehen lassen wollten.

Das ist mal wieder ein Beispiel für die Denke der Partei der Besserverdienenden: wenn soziale Probleme ihren Urpsung in mangelnder Bildung haben, muß man den Leuten einfach nur einen Teil ihres zustehenden Kindergeldes in Gutscheine für „sinnvolle“ Bildungsangebote zwangsumwandeln. Dann werden alle fröhlich Elternkompetenz-Trainingskurse besuchen und die Kinder aus unterschichteten Familien nehmen endlich am Nachhilfe-Unterricht teil, denn das lag vorher ja daran, daß sie mangels Gutscheinen nicht von selber draufgekommen sind, sich zu bilden.

Die FDP mag ihre Kompetenzen in der Wirtschaftspolitik haben, in der Sozialpolitik hat sie sie mitnichten.

Natürlich stellt man sich dann schon die Frage, ob obige Situation (Gutscheine werden nicht von den eigentlichen Adressaten, sondern von betuchteren Familien genutzt) zweifach eigennützig ist:

1. da bildungsferne Familien die Gutscheine nicht nutzen, wird die ganze Aktion billiger und
2. somit kann man nächstes Jahr den Betrag für die Gutscheine noch erhöhen, damit FDP-Kinder demnächst den für das Auslands-Praktikum in China nötigen Chinesisch-Unterricht bekommen…

Jugendlichen „Respekt“ beibringen…

tagesschau.de: Wieder weniger Ausbildungsplätze, schlechtere Qualifikation.

Und schon liest man Meinungen beim Thema, die kulturpessimistisch die Schuld bei der mangelnden Forderung nach „Leistung“ suchen. So, als würden Jugendliche nichts leisten, weil sie von niemandem dazu erzogen werden…

Es heißt, da müßten Lehrer her, die den Jugendlichen „wieder etwas mehr Respekt“ beibringen würden. Aha. Fragt sich nur, warum ein Jugendlicher, der in der heutigen Zeit aufwächst, der Forderung nach „Respekt“ (damit ist meistens Unterwürfigkeit gemeint) nachkommen sollte, wenn ihm als Vertreter der meistgescholtenen Generation nach jener der Hitler-Dikatatur gegenüber keinerlei Respekt entgegenbegracht wird.

Die Probleme werden nicht mir Kasernenhofpädagogik zu lösen sein. Auch glaube ich nicht, daß in der Schule der Leistungsgedanke zu kurz kommt, im Gegenteil: das einzige, was zählt, ist Leistung. Und zwar eine Vorstellung von Leistung, die in ihrer Selbstverständlichkeit der Prämissen („fürs Leben lernen“, Berufsqualifikation, Noten als Indikator für Leistung) den Bezug zur Lebenswelt der Jugendlichen verloren hat.

Nicht, daß ich gegen Werte wäre. Aber warum sollten jugendliche nach Werten streben, wenn dies die Erwachsenen ebenfalls nicht tun? Damit meine ich nicht die Außenseiter unserer Gesellschaft, die gerne als falsche Vorbilder genannt werden.

Ich meine die erfolgreichen Asis, Menschen, die sich verhalten, als könnten sie das Wort „Respekt“ nicht buchstabieren, die aber aufgrund ihrer durch Geld belohnten „Leistung“ zumindest funktional vollwertige Mitglieder der Gesellschaft sind. Ich meine Menschen wie Dieter Bohlen, der das Wort „Prolet“ auf eine neue Stufe gehoben hat. Oder Stefan Raab, der den Humor in Deutschland auf das Verarschen anderer Menschen reduziert. Ich meine den dümmlichen Fußball-Ethos (obwohl ich selbst passionierter Fußaller bin!), bei dem es nicht mehr darauf ankommt, zusammen (womöglich sogar schön) zu spielen, sondern mit allen Mitteln den Gegner wegzugrätschen. Ich meine die Banker – jeder tut so, als sei er gegen Bankenterror. Inzwischen. Aber noch ein paar Wochen vor dem September ´08 waren sie der Prototyp des erfolgreichen Staatsbürgers. WIR haben diese Leute auf den Sockel gehoben, nicht die bösen Medien oder die bösen Gangsta-Rapper.

Das bekommen die Jugendlichen vorgelebt, und zwar erfolgreich vorgelebt. Warum sollten sie sich an so was „Idiotischem“ wie „Werten“ orientieren?

Wir Erwachsenen müssen selbst wieder nach Werten streben, dann werden wir automatisch Vorbilder. Das geht aber nicht, solange wir selbst ein inhumanes System aufrecht erhalten, das Exklusion betreibt.

Dazu ein Buchtipp (mit Vorschau): „Vom Mißbrauch der Disziplin“ von Micha Brumlik (Hrsg.) Beltz 2007

Kinder – Krippe – Kindergarten – Grundschule – Gymnasium – Studium – Kinder

Studie der Bertelsmann-Stiftung: Krippenbesuch = höhere Chance auf Gymnasiums-Besuch.

Wenn das mal nicht ein Beispiel für Empirismus ist.

Wieso wird verschwiegen, daß Krippenkinder meistens Eltern haben, die zu zweit berufstätig sind und daß daraus ein entsprechendes finanziell abgesichertes Zuhause folgt, was wiederum immer noch Voraussetzung für einen Gymnasiumsbesuch ist? Die Kohle macht den Gebildeten, nicht der Gebildete die Kohle. In der Studie wird darauf hingewiesen, daß der „Bildungsstand in Deutschland zu einem hohen Teil vererbt“ wird. Das alte Problem mit der Reproduktion.

Dabei kommt heraus, daß gerade Kinder aus bildungsfernen Familien durch den Krippenbesuch eine erhöhte Chance haben, diese Reproduktionstradition zu überwinden.

Zwei Dinge gibt es, die mich an dieser Sache stören:

1. In der ganzen Krippendiskussion wird kaum darüber geredet, daß das eigentliche Ziel nicht die Betreeung, Erziehung oder Bildung (was immer das sei) von Kindern ist. Vielmehr sollen mehr Frauen in den Arbeitsmarkt gebracht werden. Das ist aus feministischer Sicht auch richtig so und sollte von Gleichbehandlungsgedanken auch weniger umstritten sein. Jedoch halte ich das Feld, auf dem dieser Streit zwischen konservativen und progressiven Kräften ausgetragen wird, für das falsche.

Die Frage nach Krippen und deren inhaltlicher Ausgestaltung sollte doch eigentlich nach der Prämissedes „Wohls des Kindes“ geführt beantwprtet werden, oder nicht? Stattdessen zwingt einen die entgegen aller Logik etablierte Auseinandersetzung auf besagtem Feld dazu, entweder für Krippen und somit gegen Erziehungsgestaltung aus Sicht des Kindes oder gegen Krippen und somit auch gegen feministische Bestrebungen zu sein.

Ich weiß, es gibt Leute, die sagen, man könne beide Ziele gleichzeitig verfolgen. Das wird sicher auch noch eine Weile so sein – zumindest solange, wie der Ausbau von Krippenplätzen derart erwünscht ist wie zur Zeit. Es funktioniert im Moment ganz gut: Krippen sind von Eltern und der Politik erwünscht, denn sie ermöglichen es Müttern, arbeiten zu gehen und die Produktivität zu steigern. Es gibt einen riesigen Bedarf an Plätzen. Irgendwann aber wird sich das nivellieren. Nicht alle Mütter, die arbeiten könnten, wollen dies auch. Sobald also die Nachfrage nicht mehr so groß ist, werden Krippen vom momentanten Boom-Unternehmenszweig zu im üblichen Rahmen erfolgreichen Dienstleistungsbetrieben „absteigen“.

Angesichts dessen, daß überall, also auch im Erziehungssektor gespart wird (siehe Kinder- und Jugendarbeit), werden Krippen eines Tages ebenfalls vor dem Problem stehen, mit wenig Geld gute Betreuung / Erziehung zu leisten, was letztendlich Qualitätsverlust bedeutet.

2. Dies ist ein weiterer Schritt in Richtung Ausdehnung des Leistungsprinzips Arbeit auf die Jugend / Kindheit / frühe Kindheit. Es geht hier um Qualifikation (möglichst schon im Krippenalter), das in weiten Teilen der Bevölkerung kaum umstrittene Endziel unserer Gesellschaft – dank PISA. Dort wurde festgestellt, daß Deutschland im internationalen Vergleich schlecht dasteht, also wurde nicht das Bildungssystem an sich in Frage gestellt, sondern erweitert auf Kindergärten und inzwischen Krippen. Nicht, daß ich gegen Leistung bin, im Gegenteil. Jedoch ist das gnadenlose Leistungsprinzip, der sog. Turbokapitalismus, als Prinzip nicht wirklich geändert worden. Dieses aber prägt unsere Arbeitswelt mit ausstrahlender Wirkung auf den gesamten Bildungsweg.

Neuerdings gehört also der Kindergarten dazu und inzwischen sogar der Krippenbereich ebenfalls. Ganz klar: wir kommen – vor allem durch den globalen Wettbewerb – nicht mehr mit und versuchen, die Arbeit auf andere Bereiche des Lebens abzuwälzen. Im Kindergarten sollen die Kinder noch intensiver auf die Schule vorbereitet werden, Buchstaben und Ziffern kennen, beobachtet und analysiert werden, um in individuellen Bildungsrastern erfaßt zu werden.

Wo bleibt denn da die Kompensation? Und zwar nicht jene, die von oben herab durch eine Erzieherin aufgesetzt wird, sondern jene, die aus uns selbst kommt und die wir selbst nicht wirklich verstehen – höchstens registrieren? Wir haben uns doch alle irgendwie in der Kindheit und Jugend das geholt, was wir gebraucht haben, oder nicht? Es war uns doch egal, was in der Schule auf dem Lehrplan stand? Unsere Interessen waren doch immer woanders und genau das war vielleicht das Interesse: etwas eigenes zu suchen und zu finden, gerade, weil es frei gewählt war. Kicken auf dem Bolzplatz hat immer ein wenig mehr Spaß gemacht als Kicken im Sportunterricht, auch, wenn das die Highlights waren.

Es gehört zum Leben, Ruhe und Raum zu haben, um Dinge aus dem Nichts zu erschaffen oder sich von ihnen überwältigen zu lassen. Wer weiß, welchen Anteil genau dieses „Nichts-Tun“ an unserem heutigen Status hatte?

Wenn der größte Vorteil (und ich zweifle sogar, daß es ihn gibt – siehe oben) an Krippen ist, daß sie einen Gymnasiumsbesuch begünstigen, ist das für mich zu wenig. Aber es steigert die Produktivität und deshalb ist es wohl auch so ein präsentes Thema in den Medien.

Bildungssparen II: weg mit der Mediothek!

Es ist schwer, den einzigartigen Flair der Mediothek in Stuttgart zu beschreiben, da eine Fülle von Angeboten dazu beiträgt, daß dieses kostenlose Angebot von vielen Kindern und Jugendlichen genutzt wird.

Dies soll nun im Zuge der Sparmaßnahmen bald schon Geschichte sein. Wieder einmal zählt nur die Zahl unterm Strich der nächsten ein oder zwei Jahre in der Stuttgarter Bilanz. Natürlich wird das kurzfristig Geld sparen. Es gibt aber leider offensichtlich immer noch Leute, die der Meinung sind, daß dieses Geld einfach so in der Luft verpufft. Dabei braucht man doch eigentlich heutzutage keinem mehr zu sagen, daß Geld für Medienkompetenz Geld für Bildung / Qualifikation und somit langfristig für den Arbeitsmarkt ist.

Die finanzielle Lage scheint im Moment derart schlimm zu sein, daß nun sogar langfristig lohnende Investitionen wie diese gekürzt werden müssen. Da frage ich mich aber dann doch, woher der Anteil der Kommune für das Milliardenprojekt „Stuttgart 21“ kommt. Dieser beläuft sich zwar „nur“ auf 61 Millionen €, dies ist aber im Vergleich zu den Kosten der Mediothek aber immens höher.

Hier wird ebenfalls damit argumentiert, daß sich das Projekt auszahlt – wenn es in 12 Jahren dann mal fertiggestellt ist. Bis dahin sind aus Schulanfängern jedoch Volljährige geworden und das Projekt „Mediothek“ hätte sich bis zu jenem fernen Zeitpunkt in der Zukunft sicher mindestens ebenso ausgezahlt – nur daß man das nicht ganz so leicht messen kann. Möglich ist es aber trotzdem und man muß noch nicht mal 12 Jahre warten. Die Wichtigkeit einer Ausdifferenzierung von Bildungsangeboten ist seit Jahren wissenschaftlich belegt.

In diesem Sinne kann man bei den Stuttgarter verantwortlichen Politikern von bestenfalls selektivem Wagemut sprechen. Angesichts dessen lege ich ihnen mal folgende Worte in den Mund: „S 21? Schauen wir mal, wird schon werden. Mediothek? Lohnt sich nicht und der Nutzen für die Bildung, deren Unterstützung wir uns (vor dem Wahlkampf) auf die Fahnen schreiben, ist erst in Jahren absehbar und (für uns Politiker) sowieso fraglich.“

Da kann ich nur sagen: Lesen bildet. Aber das wird schwierig, wenn an Bildung gespart wird. Hauptsache, der Herr Schuster hat sein Abi in der Tasche – wozu brauchen das dann andere?

Bildungssparen I: Stuttgarter Kinder sollen weniger lesen

Eine tolle Idee, so ein Bücherbus: Stadtteile, die über keine eigene Bücherei verfügen, wurden bisher zu festen Zeiten von sogenannten Bücherbussen angefahren. Auf diese Weise werden an Kinder dieser Statteile jährlich ca. 120000 Bücher und Medien verliehen.

Da die Kommunen traditionell pleite sind, gehören Einsparungen zum Alltag der Budget-Politik, auch in Stuttgart.

Und so kommt es, daß die Budgetierung auch vor der Bildung nicht Halt gemacht hat: ab jetzt soll es nur noch einen Bücherbus für ganz Stuttgart geben. Das spart zunächst natürlich Geld.

Denkt man an die enorme Bedeutung des geschriebenen Wortes für die Entwicklung der Sprachkompetenz und daran, daß Sprache als essentielles Kommunikationsmittel die Grundlage für schulischen und somit beruflichen Erfolg bildet, kann diese Sparmaßnahme nur als kurzsichtig bezeichnet werden. Denn im Umkehrschluß bedeutet dies, daß gerade Kindern am Rand der Gesellschaft (Aufzählung Punkt 6) eine Möglichkeit für wichtige Bildungserfahrungen genommen wird.

OECD-Studie: Migranten haben schlechtere Chancen

Eine schlechte Nachricht ist eine gute Nachricht:


tagesschau.de: Migranten haben in Deutschland schlechtere Chancen auch bei gleicher Bildung.

Was soll daran gut sein? Nun, die Sache ist einfach: die Zeitungen sind voll von Sarrazins dümmlichen Äußerungen, das Internet ist voll von dümmlicher Zustimmung. Und alle berufen sich auf Statistiken, die besagen, daß Migranten schlechter (aus-)gebildet sind. Über die Gründe spricht keiner.

Aber diese Studie spricht eine deutliche Sprache: selbst bei gleichem Bildungsstand ziehen Migranten den Kürzeren. Heißt also, daß der schlechtere Bildungsgrad von Migranten ein vorgeschobenes Argument für populistische Hetze ist. Denn wenn es ein ernsthaftes Argument wäre, müßten Migranten mit gleicher Bildung ja gleiche Chancen haben. Ist aber nicht so. Da scheinen Vorurteile noch eine gewichtige Rolle bei der Chancenverteilung zu spielen.

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