Corona-Proteste: zweierlei Maß

[Update 27.12.2021, 20:15 Uhr]

Erst das Ansehen eines Menschen beschädigen und im Nachhinein dann die Spuren verwischen – das ZDF hat den Beitrag geändert und Vermutungen als solche gekennzeichnet (Original: „…und die aus der Querdenken-Bewegung stammt…“) sowie die verleumderische und hetzerische Überschrift im Absatz (Original: „Kleinkind von Querdenkerin verletzt“) geändert:

[Update Ende]

Ursprünglicher Beitrag:

heute.de titelt im Artikel um 13:06 Uhr „Prozesse wegen Demo-Gewalt bereits heute“. Gemeint sind damit „beschleunigte Verfahren“ gegenüber 4 Teilnehmern einer Anti-Corona-Demo in Schweinfurt gestern. Dort waren – wie in etlichen anderen Städten Deutschlands – Tausende zu einer Demo gegen die Corona-Maßnahmen und den vielfach diskutierten Impfzwang auf die Straße gegangen. Demonstrationen sind aufgrund des Infektionsschutzgesetzes inzwischen aber verboten. Und die Notlösung „Spaziergänge“ wird entweder durch polizeiliche Schikanen gestört oder ebenfalls verboten (vgl. Abbildung am Ende des Beitrages).

Aufsehen hatte ein Zwischenfall auf der Demo in Schweinfurt gestern erregt, bei dem die Polizei Pfefferspray so eingesetzt hatte, dass ein 4-jähriges Kind dies abbekommen hat und medizinisch versorgt werden musste. heute.de schreibt im o.g. Artikel dazu:

Ich übernehme jetzt mal die „Was wir wissen… und was nicht“-Form, mit der sich heute.de immer als besonders sachlich Berichterstattung brüstet – vermutlich um sich von der BILD-Zeitung abzuheben. Gelingt das? Schauen wir selbst:

Was wir wissen:

  • ein vierjähriges Kind und seine Mutter werden von der Polizei mit Pfefferspray attackiert.
  • das Kind muss medizinisch versorgt werden

Was wir nicht wissen:

  • ob es eine Demo war
  • ob die Frau eine bewusste Teilnehmerin des Spaziergangs war
  • ob sie die Darstellung der Polizei, sie habe eine Absperrung überwinden wollen, bestätigt
  • ob diese Frau eine Querdenkerin ist

Was heute.de stattdessen schreibt:

  • es sei eine Demo gewesen
  • die Frau sei bewusste Teilnehmerin dieser Demo gewesen
  • sie verschweigt, ob die Frau die Sicht der Polizei bestätigt hat oder nicht
  • die Frau sei eine Querdenkerin

heute.de setzt hier also irgendwelche unbestätigten Gerüchte in die Welt. Schlimm genug. Was dem Faß aber den Boden ausschlägt, ist die Formulierung im Titel: das Kleinkind sei von einer Querdenkerin verletzt worden. Damit ist also die Mutter gemeint. Die unterstellen dieser Frau nicht nur Fahrlässigkeit, sondern Vorsatz und noch dazu verdrehen sie die Tatsachen völlig. Das Pfefferspray ist von der Polizei eingesetzt worden und dieser öffentlich-rechtliche Sender verdreht die Fakten so, dass man denken muss, die Mutter hätte das Pfefferspray eingesetzt. Das ist unterstes BILD-Zeitungsniveau und verletzt jeglichen Anstand und die Menschenwürde der Mutter.

Der Shitstorm im Netz ist groß: vielfach ist zu lesen, wie widerwärtig es doch sei, dass die Demonstranten Kinder als Schutzschilde missbrauchten. Seitens der Polizei ist zu lesen:

Diese Aussage stammt von Oliver Malchow, Chef der Gewerkschaft der Polizei, aber die Aussagen anderer Polizeivertreter im Netz sind hier deckungsgleich. Abgesehen davon, dass hier eine Hexenjagd inszeniert wird und Persönlichkeitsrechte verletzt (wie bei der BILD-Zeitung eben auch), werde ich stutzig: was heisst das, man nehme in Kauf, in eine gewalttätige Auseinandersetzung zu geraten? In einem Rechtsstaat sollte man als friedlicher Demonstrant doch keine Angst davor haben, von der Polizei angegriffen zu werden, oder? Ich verstehe das jetzt mal als eine kaum noch unterschwellige Drohung: „wagt es nicht, gegen die Maßnahmen zu demonstrieren, sonst gibt es gewalttätige Auseinandersetzungen“.

Im Übrigen möchte ich noch daran erinnern, dass gerade Identitäts-Linke sich schwer zurückhalten müssten mit dem Unterstützen dieses Spieß-Umdrehens. Damals, beim Schwarzen Donnerstag im Rahmen der Proteste gegen S21, hatten wir exakt dieselbe Situation. Menschen aller Coleur und jeden Alters gingen damals gegen den bevorstehenden Kahlschlag im Schloßpark demonstrieren, auch Kinder. Der Aufschrei war groß, als beim völlig unverhältnismäßigen Einsatz der Polizei hunderte Verletzte zu beklagen waren, auch Kinder. Die konservative bis rechte Seite der Gesellschaft benutzte damals genau denselben Jargon als Vorwurf an die Protestler: wie könne man seine Kinder nur auf eine Demo mitnehmen, wo doch klar sei, dass es zu Gewalt kommen würde?

Und nun haben Pseudo-Linke auch diesen Schritt zur Systemtreue vollzogen: sie stimmen ein in den einst rechten Tenor, die Frau sei selber schuld gewesen bzw. sei eine Rabenmutter usw. Dabei haben ebendiese Linken genau dasselbe Verhalten vor nunmehr 11 Jahren als Erziehung zu gelebter Demokratie verteidigt. Dieses Messen mit zweierlei Maß sagt mir: das sind keine Linken und sie waren es noch nie. Sie wollten einfach nur im Recht sein und Gewalt und Macht ausüben. Da sie das bei Corona nicht können, assimilieren sie sich eben an das System. Zur Erinnerung hier noch ein Foto, das damals durch die Medien gegangen ist:

Nur eines hat sich nicht geändert: der Totalausfall der Medien. Die haben die S21-Protestbewegung damals auch kleingeredet, Teilnehmerzahlen bei Demos großzügig gekürzt und den Fokus der Berichterstattung auf gewaltbereite Ausnahmefälle gelegt. Sie sind allem nachgekommen, nur einem nicht: ihrem öffentlich-rechtlichen Auftrag. Und somit sind sie auf eine perverse Art sogar noch zuverlässig.

Emnid-Umfrage: Mehrheit gegen Stuttgart 21

tagesschau.de schreibt zu Merkels Reise in die Türkei: „keine einfache Reise„.

Dazu sage ich nur: lasst sie mal nach Stuttgart kommen, dann wird sie sehen, was eine wirklich schwierige Reise ist. Denn in der Türkei dürfte Merkel deutlich mehr Anhänger haben als bei uns in Stuttgart… hat sie doch erst diese Woche autokratisch das Thema „Stuttgart 21“ vom Wahlkampf ausgeschlossen.

Das kann sie ja machen, wenn sie meint – in der freiheitlichen Demokratie hat jeder auch das Recht auf Ignoranz, nur:

das heisst noch lange nicht, dass es das Problem Stuttgart 21 nicht gibt. Im Gegenteil: gestern waren wieder Tausende bei der Grossdemo gegen das Milliardenloch. Und je mehr dieses Problem dethematisiert wird, desto lauter werden die schreien, die von ihm betroffen sind.

 

demostuttgart

 

Und nun haben taz und kontext bei just jenem Meinungsforschungsinstitut, welches vor allem durch eine völlig überfrühte Umfrage eine vermeintliche Zustimmung der Bürger für S21 gemessen haben will, in aller Ruhe die Fakten sacken lassen und dann erneut eine Befragung in Auftrag gegeben.

Ergebnis:

knapp 54 % der Befragten lehnen den Bau von S21 ab, nur noch 39 % befürworten ihn. Die genaue Fragestellung:

„Statt 4,5 Milliarden Euro soll das Bahnprojekt Stuttgart 21 nach Angaben der Deutschen Bahn AG jetzt 6,8 Milliarden Euro kosten. Was ist Ihrer Ansicht nach sinnvoller? Der Weiterbetrieb und die Modernisierung des Kopfbahnhofs oder der Bau von Stuttgart 21?“

 

Ohne Worte.

Borna Großdemo gegen Stuttgart 21 am 20.11.2010

Borna live @ Grossdemo K21 am 20.11.2010

Ganz kurzfristig (gestern) wurde ich gefragt, ob ich heute bei der Großdemo gegen Stuttgart 21 eine halbe Stunde lang auftreten will.

Will ich 😉

Um 13.30 Uhr gehts los, bis dann!

Volksverhetzung auf Pro-S21-Veranstaltung

Nach der Demo, bei der laut Angaben der Veranstalter 50000 Menschen da gewesen sind, habe ich noch an einem spontanen Demozug teilgenommen. Der wurde von der Polizei auf die Konrad-Adenauer-Straße gelenkt, vorbei an einem von Bereitschaftspolizei gesicherten Landtag… für den sich kein Schwein interessiert hat.


(Souvenir aus Berlin, hat irgendwie auch was mit Demokratie zu tun, aber was nur…? Man beachte das Detail ;-))
(Foto Nr. 1)

Wir (also ich und der andere, nicht der ganze Demozug) sind dann einfach mal zur Pro-Demo gegangen. Die dort vorhandene Menge schätze ich auf ca 2000 – 3000 Menschen, allerdings waren einige der dort Anwesenden Gegner von S21.

Dabei fiel mir nach einiger Zeit ein Banner auf, den ich Euch nicht vorenthalten möchte:


(Foto Nr. 2)

Da bleibt einem erst Mal die Spucke weg. Begriffe schwirren durch meinen Kopf… Diffamierung? Volksverhetzung? Bagatellisierung des Holocaust? Verleumdung? Verletzung der Friedenspflicht? Alles gleichzeitig?

Ich habe diesen Banner gegen 17.00 Uhr fotografiert. Als ich die übriggebliebenen Grüppchen der Befürworter gegen 18.00 Uhr verlassen habe, war er inzwischen nicht mehr da.

Dabei fiel mir folgender Gesell auf:


(Foto Nr. 3)

Wir sehen: man darf sogar gegen das Vermummungsverbot verstoßen, wenn man auf der richtigen opportunen Seite ist.

Während der Veranstaltung versuchte ein Krankenwagen, durch die Menge der Befürworter zu kommen. Dies gelang zunächst nicht. Einer der Redner mußte erst von der Bühne aus dazu auffordern, dann kam der Krankenwagen langsam durch.
Angeblich kam der Rettungswagen aus anderen Gründen nicht durch. Dazu gibt es widersprüchliche Angaben in den Kommentaren, von im Weg stehenden Pollern bis zu einem nicht gefundenen RTW-Schlüssel.
Ich ändere dennoch diese Passage und weise darauf hin, daß etwas derartiges in etablierten Medien und schon gar nicht von Befürworterseite geschehen ist, als sich das Gerücht, eine Frau sei im RTW nicht durch die Menge der Gegner-Demonstranten gekommen und deshalb verstorben, als solches bestätigt hatte: das Katharinenhospital bestätigte, daß die Frau bereits vor Antritt der Fahrt ins KH verstorben war.

Selbiges beim Verlassen der Veranstaltung:


(Foto Nr. 4)

Ob dadurch wohl jemand zu Schaden gekommen ist?Laut Kommentaren (siehe unten) nicht. Das freut mich.

Jedenfalls wundert es mich nicht, wieso diese Veranstaltung trotz massiven PR-Aktionismus´(Ausschank von Wein und Sekt, Darreichung von Schnittchen, kostenlose Busfahrten zur „Demo“ usw.) so schlecht besucht war:
warum sollten Menschen für etwas demonstrieren, das von den Mächtigen mit aller Gewalt durchgedrückt wird? Wer gerne Marionette spielt, wird das sicher tun, aber mehr 3000 Leute habe ich nicht gesehen.
Ein Blick hinter die Kulissen enttarnt, woher die Plakate kommen und erklärt bestens, was mit „Filz“ gemeint ist:

(Foto Nr. 5: teric)

Kein Kommentar zu diesem Foto:


(Foto Nr. 6: Anja vom KOPF_HOCH_TEAM)

Eines noch:

in der Landesschau wurden die Zahlen mal wieder verfälscht, dennoch sprachen selbst diese verfälschten Zahlen eine deutliche Sprache: angeblich 8000 pro, 16000 contra das Projekt.
Witzig war ja auch, daß jeder Stuttgarter oder einer, der in Stuttgart mal shoppen war, erkannt hat, daß beim Kameraschwenk über das pro-Publikum die Königsstraße, also die Einkaufsmeile Stuttgarts gezeigt worden war.

Und jetzt kommt das beste:

mitten in die Einkaufsmeile haben die das da gestellt:


(Foto Nr. 7)

Absperrgitter, und zwar nicht direkt vor der Bühne, sondern gut 30 Meter davor. Jeder, der schon mal an dieser Stelle war, weiß: das ist quer zur Laufrichtung der Shopping-Kundschaft. Somit entsteht ein Stau und bis Ortsunkundige es geschafft haben, dieser Barriere auszuweichen, ist schon mal der eine oder andere Schwenk fürs Staatsfernsehen gemacht, der dann 8000 Befürworter suggeriert.

Dazu hier nochmal ein Foto, das ich beschriftet habe:

(Foto Nr. 8a, Quelle: trueten.de)

Und hier nochmal im Detail:

(Foto 8b)

Solange die Befürworter sich derart arrogant verhalten, solange sie also so offensichtlich damit rechnen, daß keiner den groben Unfug bemerkt, den die veranstalten, um mit Tricks und Übertreibung wenigstens auf die Hälfte der runtergefakten Gegnerzahlen zu kommen, solange brauchen wir keinerlei PR. Das erledigen die schon selbst und bisher hat es ja auch wunderbar funktioniert.

Und wenn die jetzt denken, daß sie sich noch schlauere Tricks einfallen lassen müssen, empfehle ich einfach mal: umdenken und zur Moral zurückkehren. Das ist immer gut, ob es opportun ist oder nicht, denn die Tugend trägt den Lohn in sich.

Und darum:

Update:

ich habe folgende Fotos der Pro-Demo im Netz gefunden (Autor bitte bei mir melden!) und sie auf Gipm zusammengeschoben. Soll mal jeder selber zählen: sind das, wie von den Befürwortern behauptet, 10000 Leute?


(Foto Nr. 9)

Da dies aus zwei Fotos zusammengesetzt ist, bei denen der Fotograf einen Schwenk gemacht hat, sind zwangsläufig Überschneidungen drin. Deshalb habe ich die Überschneidung etwa bei der Mitte der Menge (nicht der absoluten Mitte des Bildes!) angesetzt. Das führt dazu, daß im oberen Teil Menschen nicht und unteren Teil Menschen doppelt auf dem Bild sind, was man an den Hinweisen in Punkt 1. und 2. erkennt. Ich denke, daß sich beide Mengen die Waage halten.

Update:


(Foto Nr. 10)

Links:

„Demokratisches Stuttgart“ zur Frauenfeindlichkeit in Werbekampagnen der Projekt-Befürworter

trueten.de: S21-Veranstaltung ein Flop

Bei Abriss Aufstand

Kopfbahnhof 21

Konzerthinweis:

Stuttgart 21 Spezial: Lange Nacht des Autos
Konzert-Hinweis:

Im Rahmen der langen Nacht des Autos gibts neben Redebeiträgen und einer Video-Installation einen Mini-Gig mit 3 Songs von mir zu hören.

Wo: Wagenhallen, Innerer Nordbahnhof 1, 70191 Stuttgart
Wann: 28.10.2010, zwischen 21.00 und 22.00 Uhr
Eintritt: frei

UPDATE:

Screenshot vom 25.10.2010: SWR-Online-Nachrichten

10000…dabei sprach die Polizei selbst bereits von 60000 am 01.10.

Borna: „an den nächsten tag“

Protestdisziplin

Mein Statement bei den Parkschützern mit Unterstützern, Schlechtfindern und Diskussion.

Wer zu faul ist, lese hier das Statement:

Zum Thema „mangelnde Präsenz am Bahnhof“ möchte ich Euch meine Postition etwas näherbringen.
Konkret kam gestern vor Ort, am Bahnhof, bei Beginn des „großen“ Abbruchs (denn der kleine hatte, wie wir alle wußten, schon lange begonnen) dieselbe Diskussion auf, die bereits in abstrakter Weise mehrfach bei uns in der Bewegung geführt worden ist.

1. es gibt immer wieder Protestler, die sich beklagt haben, daß der Protest zu lasch sei.
Sie forderten mehr Präsenz, mehr Bereitschaft zu öffentlichkeitswirksamen Aktionen, mehr Bereitschaft zu den Bau verhindernden Aktionen und beklagten das Fehlen derselben. Dies häuft sich seit gestern ganz besonders.

2. die dahinter steckende Überzeugung ist, meinen, zu wissen,
– was das Ziel des Protestes sei
– was die richtige Form des Protestes sei
– was die falsche Form des Protestes sei
– was das Denken und die Überzeugung jener sei, die anscheinend nicht die Ansicht über das Ziel und die Form teilen

3.
kurz: sie interpretieren unsere Art, zu sein und beurteilen uns danach.
kurz: sie beanspruchen Führung

Die Menschen, die auf die Straße gehen, sind aber dort, weil sie sich nicht mehr blind führen lassen wollen.

Ich will mich nicht aufgrund einer aufgedrückten Disziplin führen lassen. Ich entscheide selbst, wann ich einer von vielen bin und wann ich meine Individualität behalten will.
Ich will mein Verhalten nicht mehr von Politikern beurteilen lassen und genauso wenig von selbsternannten Anführern des Protestes.
Auch, wenn ich keine Partei gewählt habe, die an der Durchführung von S21 beteiligt ist: es gibt doch einige, die das getan haben und die dennoch entsetzt sind darüber, daß ihre Stimme auf diese schändliche Art interpretiert worden ist, daß diese Rückschlüsse aus der Legitimation gezogen worden sind. Sie sind von Politikern enttäuscht worden und ich nehme an, daß sie in Frage stellen, ob das System, überhaupt so viel Macht für einen so langen Zeitraum an angeblich repräsentative Personengruppen zu übertragen, noch tragbar ist.

Deshalb meine Position an die Sparte derjenigen, die alle, die nicht an der Mahnwache oder den Blockaden teilnehmen, als „nicht hinter der Bewegung stehend“ verurteilen:

Ihr habt weder die Legitimation, den Konsens der Bewegung zu definieren, noch ihn (selbst, wenn man ihn definieren könnte) für Euch zu beanspruchen. Es gibt kein Protest-Paradigma, und wenn doch, ist die Frage, wer es definiert.
Ihr habt nicht das Recht, zu einer Disziplin aufzurufen (Sprüche wie: „KOMMT ZUR WACHE!“).
Ihr habt nicht das Recht, „mangelnden Gehorsam“ (wenn man nicht zur Wache kommt) zu verurteilen.
Ihr habt noch nicht einmal das Recht, nach dem Grund zu fragen, denn dadurch macht ihr die anderen zu Angeklagten, die eine Bringschuld der Rechtfertigung haben.
Ihr könnt aufrufen, aber ihr habt die Entscheidung zu akzeptieren, ohne Wenn und Aber.

Mal ganz abgesehen davon, daß es äußerst dumm ist, sich der „Logik der Unumkehrbarkeit“ unterzuordnen, indem man deren Negation, die „Logik der Umkehrbarkeit“ zum Ziel unseres Protestes macht. Das ist das Einlassen auf einen Kampf, dessen Spielregeln von Politikern gemacht wurden.

Ob S21 kommt oder nicht – ich lehne es ab. Ich versuche zwar, auf meine Weise etwas dagegen zu tun und wünsche einen sofortigen Baustopp, aber ich entscheide selbst, wie weit ich dafür gehe.

Im Grunde hätte schon eine einzige Demonstration gereicht – jene z.B., bei der mehr als 20000 Menschen an einer Lichterkette teilgenommen haben, um „unumkehrbar“ unseren Protest zum Ausdruck zu bringen. Der Grund, wieso ich für wiederholte Demos bin, ist der pragmatische, daß es dadurch immer mehr Menschen werden, die aus der angeblich „schweigenden Mehrheit“ laut werden gegen S21.

Im Moment läuft natürlich alles drunter und drüber. Das ist verständlich. Aber erst die Zeit wird zeigen, was von all dem, was im Moment an Protesten läuft, wirklich einen Einfluß auf das Leben der Menschen haben wird. Mein persönlicher Wunsch wäre es, wenn die Politiker bei der nächsten Wahl bitter abgestraft würden, damit ihnen das Wort „Demokratie“ durch den versohlten Hintern ins Gehirn aufsteigt. Mein Wunsch ist, daß jeder selbst prüft, was an Aktion und zivilem Ungehorsam er mit seinem Gewissen vereinbaren kann.
Vor allem aber wünsche ich, daß niemand aus dem Auge verliert, daß Baggerfahrer, Polizisten, Bahnvertreter und Politiker mit denselben Rechten ausgestattet sind wie wir.
Wer das nicht tut, muß damit rechnen, daß er mit seiner Argumentation eine Blaupause für jeden liefert, der gegen ihn ist. Wer also anderen Rechte abspricht, nur weil sie für S21 sind, muß damit rechnen, daß dasselbe mit ihm geschieht.

Andere mögen sich derweil damit beschäftigen, der Öffentlichkeit beweisen zu wollen, daß man in der Lage ist, dieses dumme Bauprojekt durch Aktionen wie Blockaden zu behindern. Solange das friedlich abläuft, sollen sie es ungehindert tun.

Stuttgart 21: Aufstand bei Abriss

Der Abriß hat begonnen. Eigentlich hat er das bereits kurz nach der Errichtung des Bauzauns, allerdings fand das zerstörerische Treiben innerhalb der nach außen hin sichtbaren Mauern statt.

Nun, nachdem drinnen wohl alles beseitigt ist, was beim endgültigen Abriß der Außenmauern stören könnte, hat der Bagger zugebissen. Innerhalb kurzer Zeit war eine Schneise vom Dach bis zum Erdboden gerissen.

Die Parkschützer hatten noch nicht mal Alarm ausgelöst, da war die Fassade schon stark beschädigt.

Hintergründe, Fakten und Informationsmaterial der Kritiker gibt es mehr als genug. Es wäre unmöglich, das auch nur ansatzweise hier aufzuzeigen. Jedem, der sich informieren möchte, seien folgende Seiten ans Herz gelegt:

Kopfbahnhof 21
Parkschützer
schrem-webcam

Ich werde hier sicher noch einige Dinge zu den Themen Partizipation und die Frage, welche unterschiedlichen Bedeutungen der Begriff Fortschritt hat, posten.

Fürs erste regt mich allerdings die maßlose Untertreibung vieler Medien bei der Angabe der Teilnehmerzahlen bei der spontanen Demo auf. Insbesondere stört mich, daß ausgerechnet der SWR gegen 20.00 Uhr immer noch von „hunderten“ Demonstranten sprach, während ich auf der Demo gegen 18.00 Uhr mindestens 6000 Menschen geschätzt hatte. Dazu kamen tatsächlich hunderte, die bereits vorher Richtung Weindorf gezogen sind.

Wenn das die BLÖD-Zeitung macht, naja, so sind die eben.

Aber der SWR, der seinen Sitz hier in Stuttgart hat, der vor Ort war, der sich anmaßt, seriösen Jounalismus zu betreiben…ich fasse es nicht.

Hier noch ein Foto der Demo, der etwa ein Drittel des Geländes zeigt. Hinter dem Bildrand links befindet sich ein etwa gleich großes Gelände und dort war der größte Andrang. Da bin ich nicht mehr hingekommen. Ich war etwa zwischen den beiden Bäumen rechts. Einen Rundumschwenk werde ich demnächst auf youtube hochladen. Ich bin mir aber dennoch sicher, daß die Untertreibung des SWR bald schon durch andere Uploads Lügen gestraft werden wird. Insgesamt zeigt dieser Ausschnitt etwa ein Drittel der Demo.

„Pelzfrei“-Demo in Stuttgart

Sie leben in Stuttgart und Umgebung und haben nicht genug Geld, ihre Tierliebe durch ein McDonalds-freies Leben in Island zu unterstützen?

Kein Problem: man kann auch in Stuttgart Stellung beziehen:

pelzfrei_flyer_front

Aktionstag Stuttgart Pelzfrei mit Demo ab 13.00 Uhr und Infoständen

Also, nichts wie hin!

B 313 31: Polizei peinigt Piraten

Das ging daneben:

Die Piratenpartei kann sich bei dem Polizisten bedanken, denn er hat ihrem Motto „Freiheit statt Angst“ im Zusammenhang mit dem Begriff des Überwachungsstaates eine wahrscheinlich ungewollte Schwere verliehen. Wurde die Piratenpartei bisher eher belächelt oder höchstens noch als Manifestation des Narzißmus einer infantilen Gesellschaft gesehen, beschleicht wohl jeden Betrachter des Videos ein verdammt ungutes Gefühl.

Von Horror-Phantasien kann hier keine Rede sein. Sollte bei der juristischen Rekonstruktion dieses Vorganges (und da kann man einen drauf lassen, daß diese erfolgen wird!) nicht etwas völlig anderes rauskommen, wird hier offensichtlich ein Demonstrant / Passant / (echter oder selbsternannter) Journalist aufgrund der ersichtlichen schriftlichen Erfassung der Vorgänge von einem Polizisten (Nr: 2212) auf den Boden gezerrt und grundlos von diesem und einigen seiner Kollegen zusammengeschlagen sowie verhaftet, d.h.: in einem Polizeieinsatzwagen mit dem Kennzeichen B 313 31 abgeführt.

Aus meiner Sicht interessant:
die Konfrontation mit dem Aufschrieb scheint des Polizisten Gemüt zu überfordern. Auf dem Zettel steht ja nichts, was nicht geschehen wäre (Foto folgt, habs in irgendeinem Blog gesehen – dürfte sich wie ein Lauffeuer verbreiten). Die schriftliche Fixierung, einem Tathergangs-Protokoll gleich, führt dem Polizisten vor Augen, daß der Schreibende sich selbst als Ordnungshüter versteht. Nämlich als mündiger Bürger, der sein Recht wahrnimmt, öffentliche Vorgänge für die Öffentlichkeit nachvollziehbar festzuhalten und womöglich zu veröffentlichen. Dem liegt die Auffassung zugrunde, daß der Polizist zwar Macht ausübt, diese aber nach strikten Regeln und zwar so, daß er seinen 80 Millionen Vorgesetzten dafür Rechenschaft abzulegen hat. Und das geht für den Polizisten mal gar nicht: er soll der Kontrollierte sein? Womöglich der Verbrecher? Tja, und da fühlt er sich dazu aufgerufen, die Verhältnisse in seinem Sinne wieder gerade zu rücken…

Bin mal gespannt, was der Kerl macht, wenn er diesen Vorgang und die Reaktionen darauf auf Youtube, Twitter und inzwischen bereits unzähligen Blogs nachverfolgen kann.

EDIT:

Ari auf homerecording.de schließt meinen Thread mit dem Hinweis auf das youtube-Video mit folgenden Worten:

„Poste dein Kram in Foren, wo sich dann andere Aufdiefressebekommer drüber auskotzen können. Aber nicht in einem Musiker-& Künstlerforum. Hier interessiert das niemanden.“

Das alles neben Artikeln zum Wahl-O-Mat oder Porsche vs. Ferrari, klassischen Musiker- und Künstlerthemen also…

Hm…dann wohl besser doch noch auf nach web.de…;-)

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