Menschenrechtssituation in Deutschland

Nein, das geschriebene Wort der tagesschau.de-Redaktion ist nicht mit jenem der Bibel vergleichbar. Und selbst, wenn dort mal etwas sehr Sinnvolles steht, liegt es mehr am Interviewpartner, denn an den Redakteuren.
Und dennoch paßt zu folgendem Interview mit dem Vorsitzenden des Menschenrechtsausschusses Tom Koenigs bei tagesschau.de das folgende Bibelzitat:

Mk 4,24: “ Weiter sagte er: Achtet auf das, was ihr hört! Nach dem Maß, mit dem ihr meßt und zuteilt, wird euch zugeteilt werden, ja, es wird euch noch mehr gegeben.“

Im Interview werden Deutschland Mängel in der Verwirklichung der Menschenrechte attestiert. Angesichts des oft bemühten Argumentes vieler „stolzer“ Deutscher, das Ausland sei in Menschenrechtsfragen im Vergleich um einiges nachlässiger als Deutschland, ist der Hinweis auf die Ergebnisse des Ausschusses sehr aufschlussreich. Und zwar nicht nur in bezug auf das Ergebnis an sich, denn so toll scheints hierzulande ja nicht auszusehen. Vielmehr zeigt der ewige Hinweis auf andere Länder die Perspektive vieler Einheimischer: Fehler werden gerne im Ausland gesucht.

Natürlich, in Saudi-Arabien oder Nordkorea steht es schlechter um die Menschenrechte als bei uns in Deutschland und es ist ebenso klar, daß man sich um Wege, diese Situation zu ändern, bemühen muß.

Es ist aber nicht nur die Frage, auf welche Weise das geschehen soll – ob man also durch kriegerische Interventionen die Menschenrechte in ein Land bringen kann (was laut Michael Walzer – zumindest theoretisch – durchaus möglich ist!) -, sondern ob man sich in seiner Gesamtheit als Person (und somit die Gesellschaft in ihrer Gesamtheit als solche) an Idealen oder an der Realität orientieren soll.

Als ich einmal eine 3 mit nach Hause gebracht habe, erklärte ich meinem Vater, daß andere eine 4 oder gar 5 bekommen hatten. Er erwiderte: „Orientiere Dich immer nach oben, nicht nach unten“.

Die Richtigkeit seiner Worte habe ich immer dann festgestellt, wenn ich mich nach unten orientiert hatte: das hat nur zu einer selbstgerechten Haltung geführt: den Standard gut finden, sich damit arrangieren, sich nicht darum kümmern, alles verlottern lassen und letztendlich mit ansehen, wie es Schritt für Schritt schlechter wird.

Mein Hinweis auf die 4 oder 5 des einen oder anderen Kumpels war ein Alibi und nichts anderes höre ich, wenn hierzulande ein Minarett-Verbot damit begründet wird, daß in Saudi-Arabien ja auch keine Kirchen gebaut werden dürfen.

Das möchte ich nicht als Vorbild haben.

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