Fußball und Korruption


(Koch betet? Bitte den Wahlslogan beachten!!!)

Was haben die CDU, das Fußballgeschäft, das Jugendstrafrecht und die Kirche miteinander zu tun?

Nach der Kanonisation Robert Enkes, die ja eigentlich eine Selbstkanonisation des deutschen Fußballs sein sollte, haben wir mit dem neuesten Wettskandal in den Ligen 2 – 5 sowie der U19 (!) einen Vorgang, der einer Selbst-Exkommunikation (um den Jargon der Kirche zu wahren) gleichkommt: dümmer kann man sich selbst nicht ins Abseits schießen.

Dazu erinnere ich an das Länderspiel der Deutschen Nationalmannschaft in Bochum gegen Ghana anno 1993. 0:1 lag man gegen den damaligen Nobody zur Pause zurück und das als amtierender Weltmeister. Die „Berti raus!“-Rufe waren nicht zu überhören – da waren mehr als nur ein paar Hool-Stimmen zu vernehmen.
Als das Ganze immer lauter (und peinlicher) wurde, passierte etwas, das ich damals nicht wirklich verstand: wie auf Kommando schossen die Deutschen in kürzester Zeit mehrere Tore, so daß es am Ende 6:1 für Deutschland ausging. Ich weiß noch, wie ich begeistert die Nationalmannschaft lobte und mein Vater lediglich versetzte: „Kein Wunder, das war doch ein gekauftes Spiel und jetzt scheißen die auf ihr Geld, um Bertis Arsch zu retten.“.

Damals hatte ich natürlich meine Zweifel daran, aber inzwischen halte ich es für wahrscheinlicher, daß es tatsächlich ein gekauftes Spiel war – nur daß die Deutschen sich wohl entschieden hatten, die unter der Hand geforderte Leistung (ich schätze, es hätte ein 1:1 sein sollen) nicht zu erbringen, weil angesichts des Prestigeverlustes die Summe nicht hoch genug gewesen wäre. Eine Kosten-Nutzen-Rechnung also.

Nun ist das ja nicht der erste Schiebungsskandal. Es gibt inzwischen fast in jeder Saison derartige Enthüllungen, wenn auch nicht in derart großem Ausmaß. Eine Anmerkung dazu:
Warum wird das vergessen? Warum rollt nach der Verhaftung irgendwelcher Verdächtiger der Ball wieder über den Rasen, so, als sei nichts geschehen?
Da fragt sich der eine oder andere: was meint der damit? Was soll geschehen? Ich meine, daß dem Publikum da doch irgendwann die Lust vergehen muß, oder nicht? Aber dem ist nicht so, und ich vermute, das liegt daran, daß die Leute den Fußball, oder konkret: den Zirkus drumherum brauchen. Die Sportschau, die echten und gemachten Stars, das Gerede um Transfers, Sponsoren, Aufstieg und Abstieg bis hin zur Inszenierung kleinerer und mittlerer Rangeleien zwischen Trainern und Spielern, Trainern und Trainern, Trainern und Schiedsrichtern und allen und jedem – die Leute wollen das, und es ist letztendlich egal, ob es inszeniert ist bzw. ob man das sogar weiß, denn: es ist Entertainment.

So, und nun habt Ihr Euer Entertainment, Fußball-Junkies. Nicht, daß dieses verboten wäre, nur erspart mir bitte das dümmliche ernsthafte Getue um den Fußball. Diesen ganzen Fan-Krimskrams, die idiotischen Diskussionen um die Legitimation immer höherer Transfers, die Trauer um Robert Enke, die Frage nach Foul oder Nicht-Foul oder die jene, welcher Sender nun der geeignete für die samstägliche Bearbeitung der Bundesliga sein soll. Fußball ist ein Entertainment-Geschäft und dieses ist traditionell korrumpiert. Fußball ist 90 Minuten Bier trinken, den Neandertaler rauslassen und dann wieder ins normale Leben zurückkehren. Außerhalb dieses 90-minütigen Schutzkorridors macht man sich lächerlich, so als Neandertaler.

Ein wenig schade ist es ja dann doch um die U19-Spieler, denn U19 heißt ja bekanntlich: im Alter von 17 – 19 Jahren.

Angesichts dessen sollten sich diverse Herren des konservativen Lagers nochmal genau überlegen, ob das mit der Herabsetzung des Jugendstrafrechts (bzw. volle Anwendung des Erwachsenenstrafrechts) wirklich sinnvoll wäre, denn dann würden besagte U19-Spieler mit deutlich drastischeren Strafen rechnen müssen. Und das hieße natürlich in einigen Fällen Knast oder zumindest ein Leben als Vorbestrafter. Auf jeden Fall könnte darunter der Fußball-Betrieb leiden, aber ich bin mir sicher, daß es da pragmatische Lösungen geben wird. Soll heißen: die Herabsetzung des Jugendstrafrechts gilt für den Migranten ohne Gesicht und Namen, nicht aber für den U19-Spieler.

Ich frage mich, wieviele Selbstmorde jetzt folgen werden…

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