Charlie Hebdo – ce ne est pas ma guerre!

Herr Braybrook, in Paris wurden 12 Menschen bei einem Terror-Anschlag auf die Redaktion der Satire-Zeitschrift „Charlie Hebdo“ getötet…

Ermordet.

…richtig: ermordet. Inwiefern hat das ihre Meinung zum Umgang mit dem Islam verändert?

Wir müssen verstärkt den Dialog suchen.

Wie bitte? Meinen Sie nicht, es wäre an der Zeit, genau diese weiche Strategie zu überdenken? Sie reden doch selbst von Mord.

Das waren Einzeltäter, die nicht im Namen des Islam gehandelt haben.

Diese Ausrede hört man bei jedem Terrorakt mit islamistischem Hintergrund. Kann man angesichts von tausenden von Toten noch von Einzeltätern sprechen?

Die Zahl der Opfer beweist, dass es hier um ein personenübergreifendes Phänomen geht. Ob dieses Phänomen ein typisch muslimisches Phänomen ist, halte ich für keinesfalls bewiesen. Man kann die Berufung der Täter auf den Islam nicht als Beweis dafür hernehmen, dass der Islam Menschen zu Mördern macht. Schliesslich beruft sich die deutliche Mehrheit der friedlichen Moslems ebenfalls auf den Islam.

Man kann aber sagen, dass der Islam offenbar missverstanden wird von einigen.

Weil er dazu prädestiniert ist. Wo „tötet die Ungläubigen, wo immer ihr auf sie trefft“ steht, kann kein Frieden entstehen.

Derartige Dinge stehen auch in der Bibel. Warum findet keine Diskussion darüber statt?

Weil die Zeiten, in denen im Namen des Christentums gemordet wurde, längst vorbei sind. Wir leben in einer säkularisierten Gesellschaft. Niemand streitet ab, dass es vor der Säkularisierung Mord und Totschlag im Namen des Christentums gegeben hat.

Das beweist doch nur, dass es nicht wirklich um Religion geht, sondern um politische-gesellschaftliche Umstände, die die selbstverschuldete Unmündigkeit des Menschen ausnutzen und manipulieren. Seitdem die Kirche keinen weltlichen Einfluss hat, gibt es keine Kreuzzüge und Hexenverbrennungen mehr, dennoch ist es immer noch die gleiche Bibel, auf die sich das Christentum beruft. Eine tolerante Gesellschaft ist das Ergebnis vieler wackliger Faktoren und die Säkularisierung allein ist keinerlei Garant dafür, danken Sie an die NS-Diktatur. Die entstand Jahrhunderte nach Aufklärung und Säkularisierung.

Es gibt das Christentum heute und das Christentum im Mittelalter, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Dennoch, beide berufen sich auf das Evangelium. Ich sehe keinen Unterschied zwischen einem Kreuzritter und einem islamistischen Terroristen. Beide führen / führten ihrer Meinung nach einen heiligen Krieg.

Und deshalb gehören beide bekämpft.

Genau das ist der Unterschied. Wir werden islamische Staaten nicht von außen säkularisieren. Wodurch auch? Durch Krieg? Durch Aufklärung? facebook anybody? Glauben Sie, die haben keine eigene Philosophie, keine eigene Wissenschaft, keine Exegese des Koran?

Der erste Schritt könnte ein anderer sein: bevor wir die islamische Welt befreien, müssen wir uns erst einmal selbst schützen.

Wie kann man sich davor schützen, dass Menschen durchknallen? In den Ländern, die Terror-Organisationen beherbergen, herrschte lange Krieg, teilweise heute noch.  Welches Wundermittel haben Sie, um diese Leute davor zu bewahren, sich zu radikalisieren? Der Krieg bringt die niedrigsten Überlebensinstinkte im Menschen zum Vorschein. Das hat mit Vernunft, Mündigkeit und Intelligenz nichts mehr zu tun. Wer alles verliert und um sein Leben bangen muss, ist Argumenten nicht mehr zugänglich.

Stopp mal. Inwiefern ist die satirische Arbeit von Charlie Hebdo eine Gefahr für die Existenz der Killer von Paris gewesen? Was haben diese Islamisten durch Charlie Hebdo verloren?

Um es ganz klar zu sagen: es gibt keinerlei Legitimation für den Terrorakt in Paris. Ich halte es aber für entscheidend, klug zu analysieren. Um der eigenen Sicherheit willen, aber auch, um gerade jene Werte zu bewahren, die hier angeblich angegriffen worden sind.

Das heisst, neben der berechtigten Trauer, diese emotionale Welle nicht sich selbst zu überlassen. Die AfD, Pegida und die üblichen Verdächtigen aus der rechten Szene werden sonst auf dieser Welle reiten und sie für ihre Zwecke ausnutzen. Es hat bereits begonnen.

Vielleicht haben Pegida und AfD zumindest teilweise recht?

Nein, haben sie nicht, und schon gar nicht durch die Morde von Paris. Was die jetzt daherlabern, klingt ja fast schon nach Freude.

Inwiefern, frage ich, stellen die Morde einen Anschlag auf unsere Redefreiheit dar? Es wird keine Gesetzesänderung zur Meinungsfreiheit geben, und schon gar nicht, was Religions-Satire angeht. Das war den Tätern auch klar. Glauben Sie, die hatten vor, eine Gesetzesänderung zur Meinungsfreiheit zu initiieren? Es war viel eher ein Mittel, Angst zu verbreiten und selbst da dürfte den Mördern klar sein, dass sie niemanden zum Schweigen bringen. Es ging um das für radikalisierte Menschen typische „wir gegen die„, um blinde Wut, ausgelöst durch Verletzung religiöser Gefühle.

Und da wird doch schon klar, wo der Fehler ist, den wir nicht übernehmen sollten: „wir“ würde ja bedeuten, dass die Mörder von Paris für „die Moslems“ sprechen, denn zu Allah beten sie alle. Jedoch lehnt die überwältigende Mehrheit der Moslems diesen Terrorakt ab und toleriert – wenn sicher auch nicht mit Wohlgefallen – die Satire bzgl. ihrer Religion. Somit streichen wir schon mal „wir“.

„die“ – das impliziert, dass die Gegenseite, also der Westen geschlossen auf der anderen Seite stünden. Das ist aber nicht so. Es gibt sehr viele Nicht-Muslime, die die religiöse Satire ebenfalls inhaltlich ablehnen, auch wenn sie sie als Teil der Meinungsfreiheit tolerieren. „Wir gegen die“ – würde aber das genaue Gegenteil bedeuten: dass wir alle den Islam auslachen – NICHT: tolerieren, dass andere ihn auslachen. Das ist ein entscheidender Unterschied. Dieser zugeschriebenen Gleichsetzung beuge ich mich nicht. Ich würde nicht auf die Idee kommen, etwas, das den Moslems heilig ist, auszulachen, schon gar nicht öffentlich.

Weil sie Angst haben?

Nein, sonst wäre ich für ein Verbot dieser Satire aus Sicherheitsgründen. Das bin ich aber nicht. Nur heißt Toleranz noch lange nicht inhaltliche Unterstützung. Angst habe ich nun davor, dass genau dieser Gedanke missverstanden wird, dass jeder, der in Zukunft Mißfallen über religiöse Satire äußert, als Sympathisant des Terrorismus gesehen wird. Angst habe ich auch vor einem Zulauf bei den Rechten. Das, was Gesellschaften radikalisiert, ist der Verlust des Blicks auf den Einzelnen. Es gibt kein „ich“, es gibt nur noch die große Idee, das „wir“. Vielleicht reduziert man einen Radikalisierungs-Test in Zukunft auf eine Frage: lachst Du über Allah oder nicht? Und wenn dann einer sagt: nein, ich finde, darüber sollte man nicht lachen, gilt er als radikal.

Das klingt alles sehr kompliziert. Es ist doch eine leider ganz einfache Sache: da wurden Menschen umgebracht, weil sie der Meinung der Täter nach Dinge publiziert haben, die denen nicht gepasst haben. Was gibts denn da noch zu verkomplizieren? Einfache Frage, imaginäre Situation: hielten Sie es für anständig, all diese Gedanken auf der Trauerfeier für die Opfer von Paris zu äußern?

Nein, das würde ich nicht tun. Ich würde sagen, dass es keinerlei Legitimation für diesen verbrecherischen Akt gibt. Gleichzeitig würde ich aber ablehnen, aus Solidarität nun Anti-Islam-Cartoons von Charlie Hegda auf Plakaten zu tragen. Denn damit würde ich die vielen Moslems in ihren religiösen Gefühlen verletzen, die nichts mit den Mördern von Paris gemeinsam haben. Und genau dieses Gefühl habe ich im Moment. ZDF-Chefredakteur Peter Frey schreibt heute in seinem Kommentar „Der Anschlag von Paris ist ein Angriff auf uns alle, er zielt in das Herz einer freien Gesellschaft. „. Sorry, nein, das ist nicht der Fall. Charlie Hebda ist nicht das Herz einer freien Gesellschaft. Es ist eine extreme Erscheinungsform von Meinungsfreiheit, die sich zwar noch in deren Rahmen bewegt, zu der ich mich aber distanzieren darf. Wenige Verbrecher konnten diese Erscheinungsform nicht tolerieren und haben nun die Grundsatzdiskussion ausgelöst, inwiefern auch religiöse Satire zur Meinungsfreiheit gehört.

Ich sage ganz klar: natürlich tut sie das. Aus politischer, gesellschaftlicher Sicht, weil die Meinunsfreiheit ein zu erhaltendes Recht ist. Aber ich darf mich ebenso auf dieses Recht berufen und mein Mißfallen über derartige Satire äußern. Ich habe kein Problem damit, wenn manche Leute das lustig finden. Nur ich, ich finde es nicht lustig und weigere mich, mir von Peter Frey vorschreiben zu lassen, wo ich Charlie Hegda verorte. Ganz sicher nicht in meinem Herzen. Meinungsfreiheit heisst: innerhalb eines Rahmes darf alles gesagt werden. Es bedeutet nicht, dass jeder alles, was gesagt wird, auch gut finden muss.

Herr Braybrook, das sind schwierige Zeiten. Ich hoffe, Sie wissen, was Sie sagen und lassen Vorsicht walten.

Ich hoffe das für uns alle. Angesichts mancher Kommentare aus der Pegida-Fraktion stelle ich mir die Frage, ob auschliesslich Trauer über die Morde in Paris besteht oder evtl. auch klammheimliche Freude. Ich hoffe, dass unsere westliche Gesellschaft in der Lage sein wird, humanistisch zu reagieren und das heisst: vernunftsbezogen, rational und mit der gegebenen Überlegung. Was ich in der Presse lese, beunruhigt mich: ich lese Dinge wie „Killer„, „Kriegserklärung an die ganze Welt„, „Massaker“ (ich verlinke Bild grundsätzlich nicht und eigentlich kann man die auch nicht ernstnehmen. Jedoch sprach heute.de gestern ebenfalls noch von einem Massaker, inzwischen ist diese Überschrift nicht mehr zu finden) – muss das weiter eskalieren? Reichen Begriffe wie „Mord“, „Terror“ und „Anschlag“ nicht aus? Die Welt schreibt, der Anschlag auf Charlie Hebdo habe einer Redaktion gegolten, die bis zum Letzten entschlossen gewesen sei, die Freiheit aller Denkenden jederzeit zu verteidigen. Das ist ein übler kriegerischer Jargon, der Leute zu Märtyrern stilisiert. Das ist aber falsch. Das geht zu weit. Die Redakteure von Charlie Hebdo wären im Leben niemals bereit gewesen, auf diese Weise für ihre Arbeit zu sterben. Da wird eine Situation konstruiert, die es so nicht gegeben hat.

Der Ausspruch: „je suis Charlie Hebdo“ trifft auf mich insofern zu, dass auch ich das Recht haben will, eine Satire wie jene zu äußern. Aber ich lese jetzt bereits seitens AfD und Pegida-Anhängern /-Sympathisanten, dass wir alle uns zusammen wehren müssten gegen den Islam. Das ist dann die Bejahung des „wir gegen euch“, sozusagen die gegenseitige Kriegserklärung. Ich glaube, dass das nicht der richtige Weg ist, mit Terror, Islamismus und Pegida umzugehen. Es ist Zeit, dass die schweigende Mehrheit sowohl Terroristen als auch Nationalisten gegenüber Stellung bezieht, die Gesellschaft für sich vereinnahmt. Das ist unsere Freiheit, nicht die Freiheit Pegidas. Und Gott, das ist unser Gott, nicht der Gott al-quaidas. Gott hat nichts mit Krieg zu tun.

Sie fragen mich nach einem Weg? Es gibt einen anderen Weg: „ce ne pas ma guerre“!

Solingen vor 20 Jahren: darum.

Vor 20 Jahren gipfelte die Welle des nationalistischen Hasses im Brandanschlag von Solingen.

5 Menschen starben durch die feige Hand dumpfer Nationalisten. Deshalb zur Erinnerung:

 

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Gürsün İnce (* 4. Oktober 1965)

Hatice Genç (* 20. November 1974)

Gülüstan Öztürk (* 14. April 1981)

Hülya Genç, (* Februar 1984)

Saime Genç (* 12. August 1988)

Nur, falls sich jemand fragt, wieso ich Kommentare mit den Worten „Parallelgesellschaft“ und „Integrationsverweigerer“ nicht freischalte. Schaut in die Gesichter dieser Kinder und ich sage euch: darum.

und überhaupt… alltägliche Standpunkte zu bin Ladens Tod. UPDATE!!!

Zunächst einmal der offizielle Jargon der Online-Ausgabe der Tagesschau:

Der meistgesuchte Mann der Welt ist tot
Luxusvilla verriet Bin Laden
Eine „unmissverständliche Nachricht“ Amerikas
Anschläge, die die Welt veränderten
Tod Bin Ladens lässt Kurse steigen
Unruhen in Tripolis – Kämpfe in Misrata
Hunderte Syrer fliehen in die Türkei

Dann kommt der Verschwörungstheoretiker und sagt folgendes:

Der meistgesuchte Mann der Welt ist tot – und überhaupt… ist das jetzt wahr, oder soll die Öffentlichkeit glauben, daß die USA einen Erfolg im Kampf gegen den Terror erzielt haben? Und hätte man bin Laden nicht lebend schnappen können oder hatte man Angst davor, daß er als ehemaliger Günstling der CIA plaudert?
Luxusvilla verriet Bin Laden – und überhaupt… wenn der sich verstecken will, wieso baut dann in einem Haus, das viel größer und auffälliger ist, als die anderen in der Umgebung? Und warum verhält der sich so komisch und verbrennt seinen Müll, damit auch jeder sieht, daß das irgendwas anders läuft?
Eine „unmissverständliche Nachricht“ Amerikas – und überhaupt… warum ruft Osama gleich mal George W. Bush an? Wenn gerade die Unterschiedlichkeit in den Auffassungen bzgl. der Bekämpfung des Terrors durch kriegerische Mittel ausschlaggebend für den Regierungswechsel gewesen sein soll, wozu dann doch Gewalt? Wozu dann der Anruf bei Bush? Stecken doch alle unter einer Decke!
Anschläge, die die Welt veränderten – und überhaupt… jetzt schon wieder die Emotionalisierung zu 9/11, dem Paradebeispiel einer Verschwörung zum Zwecke der Anzettelung eines Krieges…
Tod Bin Ladens lässt Kurse steigen – und überhaupt: da sieht man es ja ganz deutlich, der Krieg gegen den Terror dient der Börse, sonst nichts.
Unruhen in Tripolis – Kämpfe in Misrata – und überhaupt… die Aktion, bei der ein Sohn Gaddafis und 3 seiner Enkel getötet worden sind, soll ja hiermit gerechtfertigt werden. Nach dem Motto: zur Erringung dieses schweren Ziels muß man eben auch über Kinderleichen gehen.
Hunderte Syrer fliehen in die Türkei – und überhaupt… da wird die Öffentlichkeit schon auf die nächste Intervention vorbereitet.

Dann kommt der Moslem und sagt:

Der meistgesuchte Mann der Welt ist tot – ich suche vielmehr nach den Männern, die dafür verantwortlich sind, daß unsere Vorfahren bereits kolonialisiert und somit ausgebeutet wurden. Man sagt, diese Verbrecher sind toter als bin Laden, schon lange, und deshalb könne ich suchen, solange ich wolle. Unrecht sei die jahrhundertelange Unterdrückung und Versklavung schon gewesen, aber die heute lebenden Nachfahren seien 1. nicht dafür verantwortlich und 2. hätten sie genügend für den Ausgleich getan. Weiter hätten 3. gerade Länder wie Indien ohne die englische Kolonialisierung vermutlich nie den Segen der Demokratie zu spüren bekommen. Ich suche trotzdem immer noch nach den Männern, die Indhira Ghandi auf dem Gewissen haben. Oder nach den Männern, die auf Seiten der UdSSR Afghanistan jahrelang zerstört haben. Die Welt mag bin Laden gesucht haben – ich nicht.
Luxusvilla verriet Bin Laden – ich habe Bin Laden nie unterstützt, habe den Terror immer abgelehnt. Ich habe höchst demokratische Überzeugungen, aber ich weiß auch, daß man selbst als Universalist nicht wie ein Elefant im Porzellan-Laden daherstampfen kann und unsere gesamte Geschichte, unsere gesamte Kultur, ja, unsere Religion, also das, woran wir im Innersten glauben, nach westlichen Maßstäben be- und verurteilen sollte. Irgendeinen Grund muß es doch haben, daß verzweifelte Menschen in arabischen Ländern Terroristen wie bin Laden auf den Leim gehen und ihm dabei helfen, sich jahrelang in einer Villa zu verstecken. Vielleicht sollte man die Verzweiflung dieser Menschen bekämpfen und nicht bin Laden? Denn wenn er tot ist und die Verzweilfung weiterlebt, wird es einen neuen bin Laden geben.
Eine „unmissverständliche Nachricht“ Amerikas – wir erhalten lange schon Nachrichten aus den USA, und es wäre schön, wenn wir auch mal Nachrichten in die USA schicken könnten, bzw. daß unsere Nachrichten dort auch wahrgenommen werden. Dies scheint nicht der Fall zu sein, und manche Menschen sehen sich deshalb gezwungen, ihre Nachricht als Selbstmord-Attentat zu verpacken. Nein, darauf muß man nicht verständnisvoll reagieren und der Westen darf sich nicht erpressen lassen. Aber es gibt Millionen friedlicher Moslems, die dasselbe, nur gewaltfrei sagen: wer gibt Euch das Recht, uns zu beurteilen? Wer gibt Euch das Recht, ganze Völker mit Krieg zu überziehen, weil Einzeltäter verheerenden Terror ausüben?
Anschläge, die die Welt veränderten – wir haben damals mitgelitten, genauso wie Ihr!
Tod Bin Ladens lässt Kurse steigen – na, dann freut Euch und laßt Euch sagen, daß Geld allein nicht glücklich macht. Ein Bösewicht ist tot und doch ist das kein Grund zum Jubel. Selbst, wenn man diese gewalttätige Lösung für richtig hält, gibt es doch gerade für Universalisten einen Rest an Menschenwürde, die auch bin Laden verdient hat. Da darf man sogar als verfassungskonformer US-Amerikaner für die Todesstrafe plädieren, aber nirgends in dieser Verfassung ist Jubel legitimiert, auch bei einem Mörder nicht.
Unruhen in Tripolis – Kämpfe in Misrata – diese Menschen wollen Demokratie, aber sie sind nicht die Genese einer neuen Demokratie aus dem Reagenzglas des westlichen Politiklabors. Sie schaffen selbst, was morgen stehen wird und sie riskieren ihr eigenes Leben dafür. Es scheint im Westen Menschen zu geben, die sich für Revolutionäre halten, weil sie hier im Trockenen sitzen und in Medien wie dem Internet Nachrichtenmeldungen nachplappern und kommentieren. Das können sie gerne tun, aber die Revolutionen in der arabischen Welt brauchen diese West-Medien nicht. Die West-Medien sind die einzigen, die die West-Medien brauchen.
Hunderte Syrer fliehen in die Türkei – ein Vorgeschmack auf das, was folgen könnte, wenn die Region weiter destabilisiert wird. Diese Region braucht Demokratie, aber auch Frieden. Wenn es diesen nicht gibt, brennt mehr als nur Gaddafis Hauptquartier. Feuer haben die unangenehme Eigenschaft, überzugreifen, und sie machen vor Grenzen nicht halt, und schon gar nicht vor westlichen. Allein der Flüchtlingsstrom wird die EU in ärgste Bedrängnis bringen. Als Universalist kann man einen Menschen von der Türe nicht abweisen, wenn man Asyl als Recht begründet. Was wird Italien als idealer Anlegeplatz für Nordafrika tun, wenn der Sturm losbricht?

was sagt der Linke?

Der meistgesuchte Mann der Welt ist tot – ich bin gegen Terror, aber schuld sind nur die USA. Ich wasche meine Hände in Unschuld.
Luxusvilla verriet Bin Laden – ich bin zwar gegen die Interventionen der USA in souveräne Staaten, aber natürlich unterstütze ich – allein schon aus Gründen des Feminismus! – genausowenig die streng patriarchalische und hierarchische Herrschaftsstruktur der Mullahs und Mudschaheddin. Also eigentlich beschränkt sich mein Handelnd aufs Nicht-Gut-Finden von sowohl der Paschas als auch der USA (die ja eigentlich auch von so ner Art Paschas regiert werden). Daß die Sowjetunion damals den Krieg als erste nach Afghanistan gebracht hat, ist als spätstalinistische Folge zu bewerten und sagt nichts über die Überlegenheit des Kommunismus aus.
Eine „unmissverständliche Nachricht“ Amerikas – ja, hier wird deutlich: dies ist ein Krieg der USA. Nebenbemerkung: „Amerika“, das ist auch Ecuador, das ist auch Bolivien, das ist auch Kuba.
Anschläge, die die Welt veränderten – ich vertrete die Meinung der Verschwörungstheoretiker, nur, daß ich es nicht als Verschwörung, sondern als Expansionspolitik bezeichne.
Tod Bin Ladens lässt Kurse steigen – ich bin für Planwirtschaft. Da wird so etwas einfach verboten!
Unruhen in Tripolis – Kämpfe in Misrata – Solidarität mit unseren Brüdern in Arabien!
Hunderte Syrer fliehen in die Türkei – Solidarität mit der Türkei, die unsere Brüder aus Arabien aufnimmt und die Rechnung zahlt!

Das sagt der Konservative:

Der meistgesuchte Mann der Welt ist tot – recht so. Wer nicht anständig Deutsch spricht, kann nur Terrorist werden!
Luxusvilla verriet Bin Laden – möcht mal wissen, wie er die bezahlt hat. Da bin ich ganz Sozialist: Tod dem Kapital.
Eine „unmissverständliche Nachricht“ Amerikas – wer sich mit uns anlegt, ist dran. Spätestens 9 Jahre danach. Jetzt wird alles gut. Wir sind grundsätzlich für friedliche Lösungen, aber wenn es nicht anders geht, muß Gewalt die Lösung sein.
Anschläge, die die Welt veränderten – da sind sie wieder, die Bilder. Diese schrecklichen, schrecklichen Bilder. Da werde ich ganz emotional. Da kommen mir die Tränen. Die armen Menschen. Und diese miesen Terroristen-Schweine. Ja, Schweine sind das, keine Menschen. Die gehören alle getötet. Und bin Laden hats jetzt endlich erwischt. Das tut gut. Das tut so gut. Sooo gut. Jetzt haben die Angehörigen der Opfer endlich Frieden. Jetzt können sie beruhigter schlafen gehen, den die Missetaten dieser perversen Schweine sind gesühnt. Gesühnt. Schweine. Missetaten. Gesühnt.
Tod Bin Ladens lässt Kurse steigen – schön, wenn das auch noch einen positiven Nebeneffekt hat!
Unruhen in Tripolis – Kämpfe in Misrata – man muß sich schon mal vorbereiten auf weitere Aktionen. Es ist unsere Pflicht als Christen und Demokraten, hier einzugreifen.
Hunderte Syrer fliehen in die Türkei – gaaanz wichtig: Grenzen dicht machen! Nur keinen reinlassen von denen. Nicht, daß wir gegen die Demokratisierung der arabischen Welt sind, aber das müssen die schon alleine schaffen. Unsere Hilfe beschränkt sich auf Interventionen. Was sollen wir auch sonst tun? Geld geben? Wir haben selbst immer weniger!

Jaaa, was sage eigentlich ich dazu?

Ich sage erstmal garnichts. Irgendwie erinnert mich das an den Tag, an dem ich aufgewacht bin und erfahren habe, daß Michael Jackson tot ist. Stand auch ganz oben, bei tagesschau.de.

UPDATE:

Heute morgen noch hieß es, die Streitkräfte seien in Besitz der Leiche. Davon zeugen diese Kommentare bei tagesschau.de. Und jetzt ist die Leiche mal eben schnell ins Meer geschmissen worden? Das ist ja wohl eine Ente, oder? Ich bin ja echt kein Verschwörungstheoretiker, aber welchen Sinn hatte denn diese Aktion???

HDE seit Jahren zufrieden – vor dem Weihnachtsgeschäft…

Jedes Jahr dasselbe:

der HDE bezahlt überzeugt die Medien, darüber zu berichten, wie unglaublich toll doch das Geschäft läuft.

Damit die dummen Menschen auf der Straße meinen, sie würden etwas verpassen, wenn sie jetzt nicht auch in den nächsten Laden rennen würden und ihr Geld ausgeben. Und was das Schlimmste ist: die normative Kraft von Medienmeldungen wie diesen ist hinlänglich bekannt.
Folge: die dummen Menschen auf der Straße meinen tatsächlich, sie würden etwas verpassen und rennen in den nächsten Laden, um ihr Geld auszugeben. Tatsächlich.

Und die schlauen sparen den größten Teil ihres Geldes für die vielen Rechnungen, die zum Jahresende/Jahresanfang zu bezahlen sind auf. Oder, wenn sie unbedingt etwas kaufen müssen:
sie warten auf den Preissturz Anfang Februar.

Ich kann es nur empfehlen, es lohnt sich.

Angesichts der Veralltäglichung einer angeblichen Terrorgefahr finde ich hier eine tatsächliche: die Gefahr vor dem Konsumterror, nur gibt es keine Polizei, die etwas dagegen tut.

web.de berichtet über mysteriöse Vorfälle und Reissäcke

Heute morgen bei web.de:

Das liest sich so, als wäre die Landung 18 Stunden lang hinausgezögert worden, oder nicht? Wir alle denken da an „Stirb lansam 2„: während John McClanes Frau in einer Maschine sitzt, die abzustürzen droht, weil die Landung infolge terroristischer Aktivitäten nicht möglich ist und so langsam der Sprit ausgeht, kämpft dieser sich halbnackt und blutverschmiert durch Horden von schwer bewaffneten Terroristen. Wie man sieht: die Lizenzierungsreihenfolge von Computerspielen zum Kinofilm gibt es nicht erst seit deren Etablierung als Massenmedium.

Jedenfalls hat man so alle möglichen schlimmen Szenarien vor Augen, wenn man die Übersicht list. Klickt man auf den Artikel, muß man jedoch feststellen, daß das alles nur Hype ist: da war halt ein Klo kaputt und die Maschine wurde während einer Zwischenlandung repariert, was insgesamt zu 18 Stunden Verspätung geführt hat.
Darunter folgen noch die Angebote für den täglichen Voyeurismus („Busen“, „fast nackt“) – dazu hatte ich unter „Sex“ bereits berichtet.

Demnächst auf web.de:

„China: Reissack fällt um, Politbüro verabschiedet Sofortmaßnahmen“

und darunter:
„Nackte Chinesinnen: komm doch ins Reisfeld (Video)“ und:
„Nur mit Stäbchen bekleidet – der chinesische StundentInnenkalender“

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