Gestern auf tagesschau.de
– dazu die Kommentare.
Natürlich habe ich mehrfach gegen die „Kommentare“ protestiert. Nachdem noch nicht mal einer meiner Kommentare veröffentlicht worden ist, habe ich nun dies an meta@tagesschau.de geschrieben:
„Liebe Redaktion,
Wenn tagesschau.de über das Treiben der Nazis in den neuen Medien berichtet,
und sich sogleich Kommentare auf diesen Artikel finden, deren Autoren sich zwar von „den Nazis“ abgrenzen wollen, gleichzeitig aber gegen Migranten hetzen („‚Rechts‘ ist politisch – ‚Nazi‘ ist Ideologie“, Mi, 25.08.2010 – 00:30 — Thorsten S.; „ob die jetzige Ausländerpolitik gut für unser Land ist“, Mi, 25.08.2010 – 00:12 — Käptn LeChuck; „weil die Politiker Probleme mit kriminellen Ausländern nicht thematisieren“, Di, 24.08.2010 – 23:30 — derliebsteunnetteste;),
und diese Autoren meinen, ein Aussparen oder eine vorsichtige Behandlung dieser Themen sei „falsch verstandene Toleranz“ und ein „Totschweigen“ derselben (Mi, 25.08.2010 – 09:03 — KapplerJung),
und diese Vorgehensweise der „sanften Rekrutierung“ (man ist ja kein Nazi, aber man dürfe doch sich selbst noch als Deutscher bezeichnen dürfen und man müsse ja Kriminalität von Migranten nicht gutheißen müssen)hier offensichtlich zugelassen wird,
frage ich mich,
warum die Redaktion der Tagesschau ihr doch sicher vorhandenes Interesse daran, den Mißbrauch eines an sich guten Artikels gegen das Treiben der Nazis im Netz zu verhindern, einerseits durch die Veröffentlichung eines politisch korrekten Artikels wie des vorliegenden zeigt
und andererseits genau diese „sanfte Rekrutierung“ durch all diese unkorrekten und empörenden Artikel nicht nur zuläßt, sondern de facto
fördert.
Schweigen ist Schuld, haben Sie das vergessen?
Ich lese auf tagesschau.de haufenweise Kommentare, die nationalistisches Gedankengut verbreiten.
Und es ist mir völlig egal, ob in einem Ihrer kleingedruckten Disclaimer-Blocks steht, daß Sie sich davon distanzieren – es ist bekannt, wie viele Leute den lesen.
Denn genau das beklagen Sie ja in ihrem Artikel: die Nutzung des Internets durch Nazis aufgrund der Analyse des Userverhaltens.
Aber vielleicht war das ja ein Versehen. Da ich nun aber bereits zum 3. Mal auf dieses Versehen hingewiesen habe und ich statt wenigstens eines meiner Hinweise haufenweise Hinweise auf die ach so bösen Migranten und die ach so bösen Politiker, die „das Problem“ angeblich ignorieren und somit offensichtlich selbst schuld an der Existenz von Nazis im Netz sind, lesen mußte, sehe ich mich gezwungen, mindestens die Redaktionsleitung (oder deren Leitung) auf dieses
„Versehen“
hinzuweisen.
Eventuell gibt es ja innerhalb der ARD irgendeine regulative Instanz. Außerhalb gibts es ja genügend.“
Meine Beschwerde an meta@tagesschau.de wurde wie folgt beantwortet:
„Sehr geehrter User FeydBraybrook,
vielen Dank für Ihren Hinweis. Die von Ihnen angeführten Kommentare widersprechen jedoch nicht unseren Richtlinien, die Sie unter http://meta.tagesschau.de/user/register einsehen können. Somit sind sie zulässig. Kommentare, die einen rechtsradikalen Ursprung vermuten lassen, werden nicht freigeschaltet.
Mit freundlichen Grüßen,
Die Moderation
tagesschau.de
Hugh-Greene-Weg 1
22529 Hamburg“
Darauf habe ich so geantwortet:
„Sehr geehrte Moderation,
vielen Dank für Ihre Antwort.
1. Ich habe in meiner heutigen Beschwerde nicht darum gebeten, irgendeinen Kommentar zu löschen. Ich habe lediglich meine Verwunderung darüber geäußert, daß meine Kommentare, in denen ich auf andere Kommentare Bezug nehme, nicht veröffentlicht werden.
2. Ob Sie meine Meinung zur „sanften Rekrutierung“ durch Neonazis teilen oder nicht, ist für eine Veröffentlichung meines Kommentars doch unerheblich, oder? Sie widersprechen m.E. nicht Ihren Richtlinien, die Sie unter http://meta.tagesschau.de/user/register einsehen können, und das dürfte das Einzige sein, was für eine Veröffentlichung erheblich ist.
3. Da Sie offensichtlich nicht gewillt sind, entsprechend Ihres öffentlich-rechtlicher Auftrages GEZ-Zahler wie mich partizipieren zu lassen, bitte ich Sie darum, mir mitzuteilen, wo ich mich
über Sie
beschweren kann.
Mit freundlichen Grüßen,
Name“
Bisher gab es keine Antwort.
Darum habe ich nun folgendes direkt an die ARD geschrieben:
„Sehr geehrte Damen und Herren,
Ich halte den Artikel „Neonazis setzen auf soziale Netzwerke“ auf tagesschau.de für wichtig und gelungen.
Leider ist es Nationalisten gelungen, die Kommentarfunktion ihres Online-Angebotes dafür zu nutzen, rechtsgerichtetes Gedankengut zu verbreiten.
Darauf habe ich mehrfach hingewiesen, dies wurde von der Moderation leider konsequent ignoriert. Einer meiner Kommentare ist auf meinem Blog heute dokumentiert und veröffentlicht:
https://feydbraybrook.wordpress.com/2010/08/25/nazis-bei-der-tagesschau/
Ich bitte Sie, mir mitzuteilen, was ihre Moderation daran hindert, meinen Kommentar freizuschalten.
Sollte das ein Mißverständnis sein, möchte ich mein Bedauern darüber zum Ausdruck bringen, daß selbst bei einer sofortigen Freischaltung der Schaden, den Kommentare wie diese:
„‘Rechts’ ist politisch – ‘Nazi’ ist Ideologie“, Mi, 25.08.2010 – 00:30 — Thorsten S.; „ob die jetzige Ausländerpolitik gut für unser Land ist“, Mi, 25.08.2010 – 00:12 — Käptn LeChuck; „weil die Politiker Probleme mit kriminellen Ausländern nicht thematisieren“, Di, 24.08.2010 – 23:30 — derliebsteunnetteste, „falsch verstandene Toleranz“, „Totschweigen“ von Problemen mit Migranten, Mi, 25.08.2010 – 09:03 — KapplerJung“
angerichtet haben, schwer wiedergutzumachen ist. Denn diese „Kommentare“ stehen (bis auf den letzten) seit gestern auf Ihrer Seite und zeichnen dem unbedarften Leser ein einseitiges Bild.
Wenn Sie das unbedingt stehen lassen wollen: warum können Sie nicht wenigstens einen Gegenkommentar dazu freigeben?
Mit freundlichen Grüßen,
Name“
Ich nehme an, da passiert auch nichts. Falls doch, wäre es schön und ich schreibe hier die Antwort.
Es ist einfach nur noch bittere Ironie: Die Tagesschau berichtet über die Nutzung des Internets durch Neonazis und in den Kommentaren toben sie sich dann aus.
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