Schweizer Referendum: nein zu Minaretten

Die Religionsfreiheit beinhaltet, daß niemandem Religiosität vorgeschrieben werden darf. Das heißt aber auch, daß jeder, der das möchte, für sich bzw. mit Gleichgesinten religiös aktiv sein darf.

Die konservative SVP in der Schweiz hat ein Referendum zustande gebracht, in dem die Schweizer über ein Bau-Verbot von Minaretten abstimmen dürfen. Dabei hatte sie sich nicht besonders schlau angestellt: so konnte man auf der Homepage der SVP in einem Flash-Spiel Minarette abschießen. Das und das umstrittene Plakat dazu hatten sicher ihren Anteil daran, daß Umfragen noch vor einem Monat ein Scheitern des Referendums vorausgesagt haben. Umso überraschender erscheint also dieses Ergebnis.

Offensichtlich gilt das Grundrecht der Religionsfreiheit nicht für Muslime. Und damit ist es kein Grundrecht mehr, sondern ein Instrument zur Ausgrenzung von Minderheiten: Christen dürfen beten, Muslime nicht. Das, was sich der Westen überheblich auf die Fahnen schreibt, also den gefühlten humanistischen Vorsprung in Kultur und Verfassung, ist hiermit ad absurdum geführt. Die SVP sieht in den Minaretten ein „politisches Symbol für einen Machtanspruch“. Soll das heißen, daß das alleinige Dasein der Muslime eine Bedrohung darstellt? Das gilt höchstens für jemanden, der selbst einen Machtanspruch hat. So kann das nicht funktionieren. Man erwartet von Moslems Integration, sieht sie selbst und ihre Religion aber als Bedrohung der eigenen Macht, die man auch auszuüben berechtigt ist.

Der Westen sägt hiermit an seinen eigenen Pfeilern. Die französische Revolution als Beginn der Demokratie in Europa folgte dem Wahlspruch: „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit„. Spätestens jetzt ist klar, daß auch die moderne Gesellschaft zu Rückschrittlichkeit fähig ist. Willkommen in der Postmoderne.

EDIT:

es geht auch anders. Hier ein paar Links zu Blogs, die sich in intelligenten, bewegenden und Hoffnung machenden Beiträgen dazu äußern:

Stoepsorama: La Suisse n’existe plus!
Redders Welt: minarett-verbot und unser platz in der geschichte
wahrscheinlich: Reaktionen auf Minarett-Verbot

4 Antworten

  1. Ähm. Also das ist so ungefähr die „Diskussionskultur im Internet“, die von so vielen zu recht angeprangert wird. Dröseln wir das mal langsam auf:

    burner sagt „es geht doch nur um Minarette“. Da hat er erstmal recht.

    feyd sagt „ja aber das ist genau gleich schlimm“. Das finde ich persönlich nicht ganz so, denn niemand verbietet den Moslems das Beten oder den Bau von Moscheen. Es geht „nur“ um die Türme, von denen aus der Muezzin zum Gebet auffordert (was IMHO auch für Kirchenglocken verboten werden sollte!)

    Dann kommt ein bisschen Haarpalterei von beiden Seiten und burner kommt dann mit einem echten Knaller: „die fiesen Saudis verbieten den Christen die Ausübung ihres Glaubens, also geben wir ihnen ihre eigene Medizin zu fressen“ Und erzählt noch was von „feudalem Herrenmenschengehabe“ was nun wirklich völlig albern ist.

    Aber anstatt dieses grenzdämliche Getrolle einfach als solches offenzulegen macht feyd nun einen fatalen Fehler indem er als erster Fäkalsprache einsetzt. Jetzt kann sich burner prima als Opfer hinstellen.

    Feyd: „don’t feed the trolls“ heißt auch, ihnen nicht zu geben was sie wollen. Und neben Aufmerksamkeit will ein Troll ja RECHT HABEN. In Trolllogik hat man sofort recht, wenn ein anderer „mit Scheiße wirft“. Hätteste ihm lieber gesagt „Junge, was redest du denn da? Wir sind nicht die Saudis und gut so, wir richten uns NICHT nach DEREN kruder Logik, wir haben eben unsere eigene, und die beihnaltet eben Toleranz“.

    Aber gleich mit brauner Scheiße zu kommen war hier echt nicht nötig. Das kannste besser, du bist doch studierter Pädagoge 😉

    • Naja, ich hab mir kurz mal überlegt, ob ich den letzten Kommentar bleiben lassen soll, aber andererseits geht aus dem Verlauf hervor, daß burni gezielt darauf aus war, einen Streit zu provozieren. Nachdem er seinen argumentativen Fehler mit den Moscheen einfach übergangen war und dann auch noch diesen Blog dazu mißbrauchen wollte, einen Demokratie-feindlichen Vorgang in der Schweiz mit einem solchen in Saudi-Arabien zu rechtfertigen, war mir klar: der kommt aus der rechten Ecke, das machen die immer so, z.B. auf web.de und gmx.de. Dort tummelt sich ein ganzes Netzwerk von Nationalisten, die sich dort gezielt und in bester Viral-Marketing-Manier die Bälle zuspielen. So verwundert es mich nicht, daß burner dort in beschriebener Weise vorzutreffen ist.

      Und in diesemFall kann man ruhig mal einschreiten. Wenn sich der dann auf die Bemerkung mit der braunen Scheiße bezieht, ist das doch der Beweis, daß er keine Argumente hatte und sich nun auf Formfehler zurückzieht.

    • Also ich hab jetzt einfach mal die Beiträge von b. gelöscht. Ich mach doch keinen Blog hier über die immer offener zutage tretende Fremdenfeindlichkeit im Westen und lasse dann zu, daß jemand rechtspopulistische Themen hier aufbereitet. Was man ja von außen nicht gesehen hat, waren noch weitere 3 Kommentare anderer Leute, die ich erst gar nicht freigeschaltet habe. Bestes Beispiel: „verusch mal in Suadi eine Kirche zu bauen. Keine Chence.“ und sonst nix. Das kann es ja wohl nicht sein. Viele Worte müssen Kommentare nicht haben, aber wenigstens irgendeinen Sinn.

      Tja, das sind wohl die ersten bitteren Erfahrungen eines „jungen“ Bloggers. In Zukunft wird mir das nicht passieren.

  2. Äh… irgendwie ist die Reihenfolge der Kommentare hier hoffnungslos durcheinander gewürfelt. Jetzt blickt man leider überhaupt nicht mehr, wie die Diskussion ablief und meine „Analyse“ ist mittendrin gelandet, als die Sache noch nicht mal passiert war
    😦

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