Djokokovic ist kein Kimmich, das hat man genau gesehen

Man kann sich denken, was ich als Kroate von Djokovic halte, der zweifelhafte Aussagen über den Kosovo macht oder sich im richtigen Siegesmoment mit dem nationalistischen Drei-Finger-Gruß der Serben ablichten lässt. Es fällt nicht leicht, ihn nur im Licht seiner sportlichen Leistung zu beurteilen.

Dennoch muss man sich die Frage stellen, warum sich die Presse auf all das ausgerechnet jetzt stürzt. Lange muss man nicht überlegen, denn die Schlagzeile auf ZDFheute.de offenbart, worum es eigentlich geht: Djokovic darf an den Australian Open teilnehmen, obwohl er nicht geimpft ist, denn er ist im Besitz einer Bescheinigung, die ihm das erlaubt. Und das ist das eigentliche Problem.

Natürlich, es ist davon auszugehen, dass da was faul ist. Wo hat Djokovic so schnell eine Bescheinigung herbekommen? Fragen muss da erlaubt sein. Aber die Selbstverständlichkeit, mit der inzwischen auf geltendes Recht á la Macron geschissen wird, erschreckt mich: wo auch immer er die Bescheinigung her hat, sie ist erst einmal gültig und es steht den Behörden frei, diese zu prüfen. Bis dahin ist sie gültig.

Zur Erinnerung: der von mir sehr geschätzte Maradona war spätestens nach der WM 1990 tief drin im Drogensumpf. Zinedine Zidanes Fehltritte (oder wahlweise Kopfstöße) wurden ihm allesamt verziehen bzw. immer gesondert betrachtet, nie im großen Zusammenhang. Jan Ullrich ist hierzulande trotz seines Doping-Skandals immer noch hoch angesehen als der, der den Radsport in Deutschland populär gemacht hat. Oliver Kahn durfte sich aufführen wie ein wildgewordener Affe auf dem Rasen, man hat es ihm verziehen, denn er war ja der „Titan“. Basler, hach, schließlich war er ja Künstler und nicht nur Fußballer. Katrin Krabbe, Ben Johnson – ebenfalls des Dopings überführt. Effenbergs Stinkefinger war da ja noch niedlich.

Am ehesten kann man noch Christoph Daums Fall mit jenem Djokovics vergleichen. Ja, er hatte ein Koksproblem, aber eigentlich ging es im Hintergrund um etwas anderes. Da ging es um eine alte Fehde zwischen ihm und dem, der ihn verraten hat: Uli Hoeneß. Wie verlogen das Ganze war, haben wir ein paar Jahre später gesehen, als herauskam, dass Hoeneß Millionen an der Börse verzockt hatte, wie im Rausch. Unschuldig ist doch da keiner und niemand verlangt, dass jetzt alle angezeigt werden oder niemand. Was ich verlange ist: es soll immer nur um die Sache gehen, um die eine Sache, und die heisst bei Djokovic: solange er eine Bescheinigung hat, dass er vom Impfen befreit ist, muss das gelten dürfen. Man kann auch der gegenteiligen Meinung sein, aber was hat in dieser Meinung dann die Aufzählung von Djokovics unangenehmen anderen Seiten zu tun? Was die Medien hier – wie im Fall Kimmich – machen, ist auf unterstem Boulevard-Niveau.

Das Traurige ist, dass ich mich inzwischen so daran gewöhnt habe, dass es mich nicht mal sonderlich stört. Erschreckend ist für mich aber, wie wenige Leute da draußen ebendies tun: sich daran stören. Auf die Titelseite eines der größten deutschen öffentlich-rechtlichen Leitmedien gehört keine Meinung. Da gehören Fakten hin. Ein Kommentar darf gerne darunter platziert werden, von mir aus gleich an zweiter Stelle. Damit sich der Leser selbst ein Urteil bilden kann auf der Grundlage von Fakten. Das ist heute.de mal wieder nicht gelungen, im Gegenteil: die Einreise nach Australien an sich könnte man ganz einfach als rechtlich korrekten Vorgang abhaken. Das reicht nicht für einen Sturm in der Kloschüssel. Wenn man dann aber alles, was man an Djokovic sonst so auszusetzen hat in einen Kommentar ganz oben in den Nachrichten platziert – dann sieht das schon anders aus. Der am Sport Uninteressierte könnte aufgrund Djokovics sportlicher Leistungen ja möglicherweise Sympathien entwickeln. Wenn er aber gleich dazu noch all seine Verfehlungen präsentiert bekommt (und ja, ich kann mit Djokovic sehr, sehr wenig anfangen), wird er ihm kaum eine Chance geben. Was hier passiert, ist Rufmord und entspringt keiner rechtsstaatlichen Haltung. Eigentlich sollte Machtkontrolle – und das sollte die Aufgabe von Medien ja sein – ja bedeuten, dass man gerade dann vom Waschen schmutziger Wäsche absieht, wenn jemand mit dem Rücken zur Wand steht. Aber das will ZDF heute ja nicht.

Und Abseits, lieber Praktikant vom ZDF, ist ein Begriff aus dem Fußball, nicht aus dem Tennis.

Wenn die Linke die Rechte…

Habeck hat schon vergessen, dass man auf die Linke die Linke erwidern soll, es sei denn, man will keinen Handschlag. Baerbock lacht ihn aus, ohne zu merken, dass ihr die Rechte entgegengehalten wird.

Was haben CDU/CSU nicht alles versucht, um diese aus einer Graswurzelbewegung entstandene Partei aus dem Parlament fernzuhalten. Was haben sie sich gefreut, wenn die Grünen einen ihrer vielen Anfängerfehler begangen haben. Was hat Friedrich Merz… aber nun ja, der hat es ja geschafft inzwischen, nach dem gefühlt zehnten Anlauf und ganz ohne die Hilfe der Grünen.

Aber wie heisst es so schön? „Wenn du einen Gegner nicht bezwingen kannst, umarme ihn.“.

Und diesen Soft Skill hat die SPD seit Ende der 60er erfolgreich gezeigt. Sie hat sich zugunsten der Regierungsbeteiligung schon 1966 bei der großen Koalition mit dem Ex-NSDAP-Mitglied Kiesinger schrittweise aus ihrem linken Profil verabschiedet. Mit der FDP hatte sie in der Folge dann zwar eine nicht minder konservative Partei im Boot, aber diese deutlich kleinere Partei konnte wie ein Juniorpartner behandelt werden und Willy Brandt und später Helmut Schmidt wurden Kanzler.

Ende der 90er dann die Sensation, als die SPD den „ewigen Kanzler“ Kohl stürzen konnte. Allerdings zu einem hohen Preis, Stichwort Agenda 2010.

Die Grünen hatten dieses Ziel immerhin schon von Beginn an auf ihrer Agenda, den „Marsch durch die Institutionen“. Wir hatten das damals so verstanden, dass es Mittel zum Zweck sei. Der Zweck sollte eine Veränderung der politischen Realität in Deutschland hin zu einem liberaleren, freieren und ökologischeren Deutschland sein. Davon ist kaum noch etwas übrig. Einzig der ökologische Schwerpunkt ist noch erkennbar. Es hat sich aber gezeigt, dass dieser wunderbar mit konservativen Standpunkten vereinbar ist. Steueranreize für ökologisch „bessere“ Industrieprodukte – das können auch CDU und FDP und beide haben inzwischen den Umweltschutz in ihrem Parteiprogramm.

Als Ex-Stuttgarter ist mir vor allem der Verrat dieser Partei an jenen, die ihnen letztlich zum ersten Ministerpräsidentenposten verholfen haben noch gut in Erinnerung. Die Stimmung in der gesamten Republik war nach dem Schwarzen Donnerstag zugunsten der Gegner des Milliardengrabs Stuttgart 21 gekippt. Die Grünen haben dies am besten für sich nutzen können. Plötzlich waren sie nicht mehr die kleinste Oppositionspartei im CDU-Mutterland, sondern die Identifikationspartei für alle, die aufgrund des überbrutalen Einsatzes der Polizei nicht mehr schwarz wählen wollten. Die Wahl wurde gewonnen und das Land befand sich im Demokratie-Rausch: wenn die CDU den Wählerwillen missachtet, wird sie abgewählt und dann richten es eben die Grünen mit dem Bahnhof.

Pustekuchen. Kretschmann ist seit damals Ministerpräsident in BaWü und am Bahnhof wird munter weitergebaut. Der Kostendeckel ist inzwischen um das Doppelte gesprengt worden und man stellt inzwischen fest: die Grünen begleiten nunmehr das Projekt „S21“ länger als es die CDU jemals hatte. Sprich: Stuttgart 21 ist das Projekt der Grünen mehr als jeder anderen Partei. Sie hatten nun 10 Jahre Zeit, es zu stoppen und wenn dies nicht der Fall ist, kann man sich nicht mehr rausreden und die Schuld auf andere schieben. S21 = Grünenprojekt.

Zuletzt ist es aber erstaunlich, wie sehr die Grünen von dem Freiheitsgedanken abgekommen sind. Verbote und Bußgelder sollen die Gesellschaft zu dem formen, was in ihrer Vision früher mal eine bessere und auch freiere Gesellschaft hätte werden sollen. Ihr Parteimitglied Saskia Weishaupt forderte den Einsatz von Tränengas und Schlagstock gegen Corona-Demonstranten. So, als könne man mit restriktiver Politik mehr Demokratie wagen. Das ist so, als wollte man mit der Rechten die Linke Hand schütteln – geht nicht, es sei denn, man schüttelt sich selbst die Hände.

Von kleinen Ärztlein, Lauterbachs beschwiegenem Reden und einem sich wandelnden Drosten.

Während der Weihnachtsferien kommt es naturaliter zu weniger Tests, außerdem sind die Meldeketten für Corona-Fälle verzögert. Nun stellt sich die Frage: wissen wir eigentlich überhaupt, wie gesund wir sind?

Frank Ulrich Montgomery, ein kleines Ärztlein, welches nebenbei auch Vorstandsvoristzender des Weltärztebundes ist und von Jura wenig Ahnung hat ist der Meinung, dass wir „über die Weihnachtsfeiertage keine vernünftigen Zahlen“ haben. Das findet er „mehr als peinlich“. Dass er die Richter des OVG Lüneburg als kleine Richterlein bezeichnet hatte, findet nun wieder die FAZ peinlich – und ich auch.

Karl Lauterbach, Bundesgesundheitsminister, spricht von einer „unklaren Datenlage„.

Ebenfalls Karl Lauterbach wagt aufgrund dieser unklaren Datenlage dennoch die mathematische Berechnung einer zwei- bis dreimal so hohen Inzidenz. Wofür so ne Dunkelziffer alles gut sein kann.

Wie ist das jetzt: werden wir erst nach den Weihnachtsferien merken, ob wir alle „geimpft, genesen oder gestorben“ sind, wie es Jens Spahn, Vorgänger von Karl L. prophezeit hatte? Oder werden Tote in den Weihnachtsferien auch nicht gemeldet? Holt man die einfach erst am 10.01.2021 ab? Wird aber etwas muffig riechen in Deutschland, wenn die erst dann abgeholt werden. Weil so richtig kalt ist es im Moment nicht wirklich und so ne Leiche verbreitet nicht gerade den feinsten Odeur.

Will sagen: was ist denn wichtig bei der Erhebung der Zahlen? Wer wie oft gehustet hat oder wie viele Menschen gestorben sind? In Frankreich wurden heute 174 296 Neuinfektionen gezählt. Gestorben sind aber nur 281 (WHO). Und bevor jetzt jemand in Montgomerys und Lauterbachs Horn stößt von wegen unvalide Daten: vor Weihnachten, am 20.12.2021 waren die Zahlen sogar noch niedriger, aber absolut valide: 48 473 Neuinfektionen, 75 Tote, 7-Tages-Wert: 157 (WHO). Das macht mir nicht gerade Angst vor Omikron. Die wichtige Zahl ist längst nicht mehr die der Neuinfektionen. Es ist die Frage nach der Mortalität.

Jetzt breche ich mal ne Lanze (hört, hört!) für Christian Drosten, in der breiten Impf-Klientel der wohl angesehendste Medizinier in Deutschland. Dieser scheint einen langsam spürbaren Wandel hingelegt zu haben. Erst gab er Streeck in manchen Punkten öffentlich recht, dann nahm er Abstand von dem hetzerischen Begriff einer Pandemie der Ungeimpften. Und nun spricht er bei Omikron von einer abgeschwächten Variante, wobei er sich auf eine aktuelle Studie der Vorweihnachtszeit beruft. Für die Validität dieser Aussage reichen auch die Daten aus, die bis zu Drostens Kommentar am 22.12.2021 vorlagen. Es geht also auch anders.

Omikron und das Stirnrunzeln des Gesundheitsministers

Heute Morgen die Schlagzeile bei ZDF-heute: „Lauterbach besorgt wegen unklarer Datenlage„.

Wir können am Beispiel Omikron täglich beobachten, wie sich manche Medien und viele Politiker rege an der Panikmache der Pharmaindustrie und deren Lobby in der Politik beteiligen. Auf heute.de gibt es gleich mehrere Beiträge zur neuen Corona-Variante:

Und natürlich die Schlagzeile des heutigen Tages:

Aber der Reihe nach. Heute morgen gab es folgende Dinge aus der Welt zu berichten:

  • die Außenministerin (das Gesicht Deutschlands im Ausland und nebenbei Vizekanzlerin) hält es für nötig, als eine der ersten Amtshandlungen erstmal die Wirtschaftsmacht China zu brüskieren.
  • Millionen armutsgefährdeter Menschen in Deutschland fragen sich, wie sie Özdemirs feuchten Traum von angemessenen Lebensmittelpreisen eigentlich bezahlen sollen.
  • der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine kommt nicht zur Ruhe. Die USA und Russland treffen sich zu Gesprächen über Krieg und Frieden und die EU hebt den Zeigefinger und piepst: „hey, wir sind auch noch da!“.
  • in Brasilien sind 31500 Menschen durch ein Hochwasser obdachlos geworden, bisher 20 Menschen gestorben.

Aber die heute-Redaktion hält das Stirnrunzeln des Gesundheitsministers für die wichtigste Meldung des Tages. Natürlich, es geht ja schließlich um die gar schröckliche Omikron-Variante. Wie schrecklich ist sie denn? Offensichtlich noch weniger schlimm als jene Delta-Variante, die seit Monaten eh schon deutlich weniger Tote fordert als alle Varianten zuvor.

Aber offensichtlich ist es möglich, die Angst alleine schon durch die Benennung einer neuen Variante zu triggern. Ursprünglich mal hatten wir (berechtigte) Angst vor Corona, denn die Todesrate war enorm hoch. Wer kann sie vergessen, die Meldungen aus Italien von Lastwägen voller Särge seinerzeit? Mit der Zeit aber hat sich eine ganze Gesellschaft, wein gesamtes Gesundheitssystem auf dieses Virus eingestellt. Es gab Kontaktbeschränkungen, Maskenpflicht, AHA-Regeln, ein völlig anderes Verhalten in bezug auf Hygiene (Stichwort Desinfektion) und nicht zu vergessen irgendwann auch die Impfung, deren bedingte Wirkung niemand abstreiten will. Das schlägt sich in den Todeszahlen nieder. Also sollten wir entsprechend weniger Angst vor neuen Varianten haben. Wir sind darauf eingestellt und, ich kann es gar nicht oft genug wiederholen, Omikron ist ersten Untersuchungen zufolge per se weniger gefährlich als Delta, auch für Ungeimpfte.

Das scheint aber nicht mehr wichtig zu sein. „Die Weltgesundheitsorganisation hält das Risiko, das von der Omikron-Variante des Coronavirus ausgeht, weiter für sehr hoch. Die WHO warnt vor allem Ungeimpfte.„. So ist es nachzulesen in diesem Artikel auf heute.de. Damit ist aber nicht mehr eine tödliche Gefahr gemeint, sondern alleine schon die Tatsache der Ansteckung. Obwohl diese weniger zu Erkrankungen, Komplikationen oder gar zum Tod führt als Delta: „Die WHO sieht zwar ebenfalls Hinweise darauf, dass eine Infektion mit der Omikron-Variante seltener zu Krankenhausaufenthalten führt – solche Auswertungen müssten aber „mit Vorsicht“ betrachtet werden, betonte Smallwood.“. Mit Vorsicht beobachten heisst ganz sicher, dass man keine Total-Entwarnung gibt, mag sein. Vorsicht heisst aber auch, dass man nicht ins andere Extrem abdriftet, d.h. hier von einem „Risiko“ und nicht von einem „Ansteckungsrisiko“ ausgeht. Denn dass ist bei einfachen Erkrankungen der Atemwege ja auch gegeben und da spricht keiner von einem allgemeinen Risiko.

Und auf dieser Grundlage gewinnt dann die Besorgnis des inoffiziellen Vizekanzlers Lauterbach auch endlich an dem Gewicht, das ihr eigentlich fehlt. Schlimm genug, dass sich ein Teil der Gesellschaft nicht mehr um die Mortalitätsrate schert. Dass aber ein so großes öffentlich-rechtliches Medium ebenfalls nicht mehr nach dieser wichtigsten Zahl fragt, ist eine Schande. Denn gefährlich ist eine Krankheit in allererster Linie und vor allem aufgrund der Frage, ob man daran sterben kann oder nicht.

Corona-Proteste: zweierlei Maß

[Update 27.12.2021, 20:15 Uhr]

Erst das Ansehen eines Menschen beschädigen und im Nachhinein dann die Spuren verwischen – das ZDF hat den Beitrag geändert und Vermutungen als solche gekennzeichnet (Original: „…und die aus der Querdenken-Bewegung stammt…“) sowie die verleumderische und hetzerische Überschrift im Absatz (Original: „Kleinkind von Querdenkerin verletzt“) geändert:

[Update Ende]

Ursprünglicher Beitrag:

heute.de titelt im Artikel um 13:06 Uhr „Prozesse wegen Demo-Gewalt bereits heute“. Gemeint sind damit „beschleunigte Verfahren“ gegenüber 4 Teilnehmern einer Anti-Corona-Demo in Schweinfurt gestern. Dort waren – wie in etlichen anderen Städten Deutschlands – Tausende zu einer Demo gegen die Corona-Maßnahmen und den vielfach diskutierten Impfzwang auf die Straße gegangen. Demonstrationen sind aufgrund des Infektionsschutzgesetzes inzwischen aber verboten. Und die Notlösung „Spaziergänge“ wird entweder durch polizeiliche Schikanen gestört oder ebenfalls verboten (vgl. Abbildung am Ende des Beitrages).

Aufsehen hatte ein Zwischenfall auf der Demo in Schweinfurt gestern erregt, bei dem die Polizei Pfefferspray so eingesetzt hatte, dass ein 4-jähriges Kind dies abbekommen hat und medizinisch versorgt werden musste. heute.de schreibt im o.g. Artikel dazu:

Ich übernehme jetzt mal die „Was wir wissen… und was nicht“-Form, mit der sich heute.de immer als besonders sachlich Berichterstattung brüstet – vermutlich um sich von der BILD-Zeitung abzuheben. Gelingt das? Schauen wir selbst:

Was wir wissen:

  • ein vierjähriges Kind und seine Mutter werden von der Polizei mit Pfefferspray attackiert.
  • das Kind muss medizinisch versorgt werden

Was wir nicht wissen:

  • ob es eine Demo war
  • ob die Frau eine bewusste Teilnehmerin des Spaziergangs war
  • ob sie die Darstellung der Polizei, sie habe eine Absperrung überwinden wollen, bestätigt
  • ob diese Frau eine Querdenkerin ist

Was heute.de stattdessen schreibt:

  • es sei eine Demo gewesen
  • die Frau sei bewusste Teilnehmerin dieser Demo gewesen
  • sie verschweigt, ob die Frau die Sicht der Polizei bestätigt hat oder nicht
  • die Frau sei eine Querdenkerin

heute.de setzt hier also irgendwelche unbestätigten Gerüchte in die Welt. Schlimm genug. Was dem Faß aber den Boden ausschlägt, ist die Formulierung im Titel: das Kleinkind sei von einer Querdenkerin verletzt worden. Damit ist also die Mutter gemeint. Die unterstellen dieser Frau nicht nur Fahrlässigkeit, sondern Vorsatz und noch dazu verdrehen sie die Tatsachen völlig. Das Pfefferspray ist von der Polizei eingesetzt worden und dieser öffentlich-rechtliche Sender verdreht die Fakten so, dass man denken muss, die Mutter hätte das Pfefferspray eingesetzt. Das ist unterstes BILD-Zeitungsniveau und verletzt jeglichen Anstand und die Menschenwürde der Mutter.

Der Shitstorm im Netz ist groß: vielfach ist zu lesen, wie widerwärtig es doch sei, dass die Demonstranten Kinder als Schutzschilde missbrauchten. Seitens der Polizei ist zu lesen:

Diese Aussage stammt von Oliver Malchow, Chef der Gewerkschaft der Polizei, aber die Aussagen anderer Polizeivertreter im Netz sind hier deckungsgleich. Abgesehen davon, dass hier eine Hexenjagd inszeniert wird und Persönlichkeitsrechte verletzt (wie bei der BILD-Zeitung eben auch), werde ich stutzig: was heisst das, man nehme in Kauf, in eine gewalttätige Auseinandersetzung zu geraten? In einem Rechtsstaat sollte man als friedlicher Demonstrant doch keine Angst davor haben, von der Polizei angegriffen zu werden, oder? Ich verstehe das jetzt mal als eine kaum noch unterschwellige Drohung: „wagt es nicht, gegen die Maßnahmen zu demonstrieren, sonst gibt es gewalttätige Auseinandersetzungen“.

Im Übrigen möchte ich noch daran erinnern, dass gerade Identitäts-Linke sich schwer zurückhalten müssten mit dem Unterstützen dieses Spieß-Umdrehens. Damals, beim Schwarzen Donnerstag im Rahmen der Proteste gegen S21, hatten wir exakt dieselbe Situation. Menschen aller Coleur und jeden Alters gingen damals gegen den bevorstehenden Kahlschlag im Schloßpark demonstrieren, auch Kinder. Der Aufschrei war groß, als beim völlig unverhältnismäßigen Einsatz der Polizei hunderte Verletzte zu beklagen waren, auch Kinder. Die konservative bis rechte Seite der Gesellschaft benutzte damals genau denselben Jargon als Vorwurf an die Protestler: wie könne man seine Kinder nur auf eine Demo mitnehmen, wo doch klar sei, dass es zu Gewalt kommen würde?

Und nun haben Pseudo-Linke auch diesen Schritt zur Systemtreue vollzogen: sie stimmen ein in den einst rechten Tenor, die Frau sei selber schuld gewesen bzw. sei eine Rabenmutter usw. Dabei haben ebendiese Linken genau dasselbe Verhalten vor nunmehr 11 Jahren als Erziehung zu gelebter Demokratie verteidigt. Dieses Messen mit zweierlei Maß sagt mir: das sind keine Linken und sie waren es noch nie. Sie wollten einfach nur im Recht sein und Gewalt und Macht ausüben. Da sie das bei Corona nicht können, assimilieren sie sich eben an das System. Zur Erinnerung hier noch ein Foto, das damals durch die Medien gegangen ist:

Nur eines hat sich nicht geändert: der Totalausfall der Medien. Die haben die S21-Protestbewegung damals auch kleingeredet, Teilnehmerzahlen bei Demos großzügig gekürzt und den Fokus der Berichterstattung auf gewaltbereite Ausnahmefälle gelegt. Sie sind allem nachgekommen, nur einem nicht: ihrem öffentlich-rechtlichen Auftrag. Und somit sind sie auf eine perverse Art sogar noch zuverlässig.

Nachrichten werden nicht „gemacht“? Hold my beer…

Seit Ende November sinkt das Infektionsgeschehen ständig. So auch heute:

13 908 Neuinfektionen (Vorwoche: 29 348)

69 Todesfälle (Vorwoche: 180)

Hospitalisierungsinzidenz: 3,26

R-Wert: 0,77

(Quelle: RKI)

Gute Nachrichten, sollte man meinen. Sowas verkauft sich aber nicht. Medien brauchen vor allem schlechte Nachrichten. Was macht also das öffentlich-rechtliche Nachrichtenmagazin „heute.de“? Ah, ja: es gibt genau einen Wert, der dem positiven Trend gegenläufig ist, und das ist die Inzidenz. Dieser ist von 220,7 (gestern) heute auf 222.7 geklettert. Und genau das wird die Überschrift.

Wow. Das ist ja fast ein (1) Prozent!!! Um genau zu sein beträgt der Wert 0,906!!! Zum Vergleich: Neuinfektionen haben sich um mehr als die Hälfte verringert, ebenso die Todeszahl. Aber was kümmert das ZDF denn Verhältnismäßigkeit bei der Berichterstattung? Wäre dem so, gäbe es eine positive Nachricht mehr neben der Tatsache, dass das Infektionsgeschen wieder abflaut und Omikron offensichtlich nicht der große Horror ist, zu dem es in diesen Medien seit Wochen gemacht worden ist.

Also: Gesamtbild ignorieren, Fokus auf ein Mosaikstückchen legen, das den Duktus des Mediums transportiert und raus damit als Schlagzeile: Sieben-Tage-Inzidenz steigt wieder.

Damit der oberflächliche Nachrichtenkonsument die Schlagzeile bekommt, die er braucht.

Özdemir kann sich teure Lebensmittel leisten – ich nicht.

Cem Özdemir stellt in der BamS (hier zitiert in der Tagesschau) fest: „Deutschland ernährt sich insgesamt zu ungesund“. Es gäbe zu viel Übergewichtige und „zu viel Zucker, Fett und Salz, vor allem in Fertigprodukten“. Deshalb sollen Lebensmittel teurer werden. Derzeit gäbe es sie allzu oft „zu Ramschpreisen“.

Die Antwort, wie das für Familien noch bezahlbar sein soll, die eh schon auf den regelmäßigen Einkauf beim Discounter angewiesen sind, bleibt er schuldig.

Somit bestätigt er das Bild vom typischen grünen Weltverbesserer, der sich diese bessere Welt auch leisten kann – und dessen Welt somit all jene ausschließt, deren Geldbeutel die Eintrittskarte zu diesem infantilen Rummelplatz überfordert.

Ich hätte nie gedacht, dass ich dem libertären Wahlspruch „Der Markt regelt alles“ je etwas abgewinnen könnte. Doch hier muss ich sagen: wenn der Verbraucher nur noch die Wahl zwischen Essen und weniger Essen hat, ist es noch besser, wenn ein Teil der Lebensmittelindustrie Produkte für diesen Teil der Gesellschaft möglichst billig herstellt. Ja, das geht dann zu Lasten der Umwelt und des Tierwohls. Aber meine Kinder müssen essen, Herr Özdemir. Aber mit einem fetten Ministergehalt sieht man dieses Problem natürlich nicht.

Weder Lauterbach noch Söder können lesen.

Die Zahl der Neuinfektionen sinkt seit 26.11. unaufhörlich.

Die Inzidenz ist von 422 Anfang Dezember auf 289 am 22.12. gesunken.

Die Belegung der Intensivbetten durch Covid-19-Fälle hatte am 10.12. ihren Höhepunkt mit 22,31 %. Seitdem sinkt sie und befand sich am 22.12. auf 20,08 %.

Die Mortalitätsrate hat sowieso nie wieder das Niveau der 2. Welle erreicht, als am 13.01.2021 der Höhepunkt von 1207 Toten zu beklagen waren. Heute zählen wir 154 Tote (Quelle: RKI).

Die Frage ist also: wie kommen Lauterbach, Söder und Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek dazu, weitere Verschärfungen der Maßnahmen und eine Impfpflicht zu fordern? Noch dazu, wenn sich so langsam die Erkenntnis durchsetzt, dass Omikron offensichtlich leichtere Krankheitsverläufe zur Folge hat. Lesen die die Statistiken, die sie Impfkritikern gegenüber anmahnen, eigentlich selber?

Merz: „Brenne darauf, es allen zu zeigen!“

Niemand will eine Impfpflicht einführen. Oder?

Szenario:

Zwei Menschen hatten Kontakt mit einer Covid-19-infizierten Person. Beide sind negativ getestet. Einer von beiden muss nicht in Quarantäne und erhält Lohnfortzahlung, beim anderen, Ungeimpften ist das Gegenteil der Fall: er muss in Quarantäne und erhält keine Lohnfortzahlung.

Also nochmal zum Mitlesen:

Jemand wird aufgrund desselben Tatbestandes bestraft, weswegen ein anderer straffrei ausgeht und das, obwohl dabei kein Schaden für Dritte entstanden ist. D.h. er wird nicht für die Tat bestraft (denn es gibt ja keine), sondern dafür, dass er die Entscheidung getroffen hat, sich nicht impfen zu lassen. Und somit wird die „freie“ Entscheidung gegen eine Impfung an sich schon zum Tatbestand, den es zu sanktionieren gilt.

Und das nennt man dann „keine Impfpflicht“.